2004-04-12

Serbia

Heute hatten wir nur 2-3 Stunden Regen beim Fahren - war also ein Schoenwettertag - man wird ja anspruchslos. Wir sind 113km und mehr als 800hm gefahren und alles obwohl uns das Essen ausgegangen ist und wir hier noch kein neues auftreiben konnten. Lungern gerade ziemlich fertig und hungrig (und im Regen) am Strassenrand auf dem Weg nach Belgrad. Der Granzuebergang von Kroatien nach Serbien war ueberraschend problemfrei. Obwohl uns der kroatische Grenzbeamte noch viel Glueck wuenschte und ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste was er meinte...

Wir sind ueber einen winzigen Kontrollpunkt mitten im Nirgendwo gewechselt und demenstprechend schoen war die Strecke unmittelbar danach. Leere Strasse durch langsam wieder heugeliger werdendes Land. Aermste Bauernsiedlungen. Erste Kontakte zu freilaufenden Hundemeuten. Resultat: Die freien, wilden Hunde bellen nicht sondern gucken nur interessiert. Die frei laufenden Hofhunde hingegen umzingeln einen aggressiv bellend. Scheinbar glauben die Territorium verteidigen oder jemanden warnen zu muessen. Mittel gegen beide Arten von Hunden ist uebrigens eine Steinwurfbewegung zu machen. Wirkt garantiert: die einen glauben was apportieren zu muessen und rennen weg und die anderen glauben sie kriegen gleich was ab und rennen weg.

Durch den vielen Regen ist die Donau ueber die Ufer getreten und man kann Bauern dabei beobachten wie sie versuchen ihre Tiere aus dem Wasser zu bergen. Obwohl es denen scheibar teilweise ziemlich gut geht mit dem Wasser: Ein Schwein fuehlte sich jedenfalls sauwohl in dem ueberfluteten Acker. Der Bauer stand daneben und quatscht sich den Mund fusselig das Vieh zurueckzubewegen. In dem Zusammenhang fiel mir auf, dass wir seit Oesterreich kein eingezeuntes Weideland mehr gesehen haben. Schweine, Ziegen, Federvieh, Schafe mit ihren Hirten - aber keine Kuehe und Rinder. Sind offensichtlich Luxus die Viecher. Dafuer gibt es hier viele Storche und man kann sie und ihre Nester auf Schornsteinen, Telefonmasten und Mauern beobachten. Einer hatte sich seines besonders eindrucksvoll auf den Ueberresten einer zerstoerten, ueberwucherten grossen Kirche erbaut. Mit der laendlichen Idylle war es dann aber auch bald vorbei - wir naehern uns Novi Sad. Immer noch uebelste Piste von Strasse, die bei uns kaum als Feldweg durchgehen wuerde, aber mittlerweile Hauptverkehrsweg. Das heisst endlose Reihen lauter, stinkender, schrottreifer Autos, die einen in Minimalabstand ueberholen. Die Stadt selbst ist haesslich wie keine zweite (ja ich weiss, ich werde das von jeder Stadt sagen - ich mag sie halt nicht). Eine Donaubruecke liegt in Truemmern in den Fluten und bis die neue, im Bau befindliche, fertiggestellt ist draengelt sich der Verkehr ueber eine zweite Bruecke, eine Eisenbahnbruecke und eine schwimmende Pontonbruecke. Was die dann alle auf der anderen Seite des Flusses in der Betonwueste wollen wird mir ein Raetsel bleiben.

Wir sind auf jeden Fall schnell weiter und siehe da: es wurde wieder richtig schoen. Bergig mit viel Weinbau und sogar der Verkehr wieder ertraeglich. Einzig der Muell an den Strassenraendern stoert das Bild. Man glaubt ja gar nicht wie widerlich zugekippt die Strassengraeben sein koennen. Da kaempft man sich mehrere Kilometer ne Steigung hoch und als kroenenden Abschluss gibts am Gipfel nen Park-Rastplatz ausgeschildert. Dieser ist jedoch eine einzige Muelldeponie und brennt offensichtlich schon seit Tagen. Ich weiss echt nicht wie das gerechtfertigt ist. Armut ist doch noch lange kein Grund den Muell einfach achtlos an den Strassenraendern zu verteilen? Wenigstens auf einen Haufen schmeissen muss jawohl drin sein?

Ich versuche an einer Tanke was zu Futtern aufzutreiben fuer unsere leeren Maegen. Das Visa Symbol an der Tuer wirkte einladend. Drinnen sitzen zwei fette alte Tankwarte rauchend und selbstgefaellig direkt unter dem no-smoking Schild. Einer von beiden erklaert mir dann dass sie zwar Visa akzeptieren, aber keine Deutsche sondern nur Yugoslawische. Na klar doch - yugoslawische Visa - du Arschloch! Dann kurbeln noch n paar Halbstarke ihr Autofenster runter und rufen uns Arschloch hinterher. Naja, mal abgesehen von draengelnden Autofahrern sind das aber bisher die einzigen Anfeidungen. Ueblicherweise gruessen die Leute freundlich zurueck oder helfen uns von sich aus weiter. Da bekommen wir erklaert wo das naechste Hotel ist oder wo wir unser Zelt aufschlagen koennen ohne danach gefragt zu haben.

Auto. Bitte nicht hupen wenn ihr Radfahrer seht! Das ist purer Terror, selbst wenn es oft nur als freundlicher Gruss gemeint ist. Und wenn nicht - erst Recht Fresse halten! Wir druecken uns eh schon immer so weit es eben geht an den Strassenrand. Sooo schlimm kann bremsen fuer Radfahrer jawohl auch nicht sein.

Hab mittlerweile mehr als 250 Fotos gemacht und den ersten Satz Akkus geleert. Ich hoffe bald kann ich euch mal n paar Bilder hochladen...

Next Entry

No comments:

Post a Comment