2004-07-08

Norway

Schade, dass niemand auf meine Wette eingegangen ist, sonst koennte ich jetzt anfangen, Geld zu verdienen. Bevor ich losfuhr habe ich jedem offeriert, mit 100Euro Schulden bei ihm zu starten. Jeden geradelten Kilometer zahlt er mir jedoch 1 Cent. Nach 10000km bin ich schuldenfrei und fang an zu verdienen. Aber irgendwie haben alle, mit denen ich laenger darueber gesprochen habe, mir zugetraut so weit zu kommen und Angst um ihr Geld bekommen. (Oder sie wollten mich armen Irren nicht ausnutzen und ausnehmen - aber ich ziehe es vor an Variante a) zu glauben ;-) ).

Von meinem Panorama Camp (die ganze Nacht sind Moewen auf meinem Zelt gelandet) hoch ueber dem Fjord aus kann ich beobachten wie das kleine weisse Spielzeugschiff von Faehre bedenklich schnell groesser wird und sich meinem Anleger naehert - also in Rekordzeit abbauen und direkt runter aufs Schiff rollen. Auf der anderen Seite 250hm Serpentinen erledigen und runterrollen bis zum naechsten grossen Ort (Sogndal). Dort finde ich nen digitalen Fotoshop, was mir perfekt in den Kram passt, weil meien Chips alle bis zur Oberkante voll sind. Leider verzweifel ich an der Inkompetenz der beiden Mitarbeiterinnen. Um herauszufinden wieviele CDs benoetigt werden fragen sie mich nach der Anzahl Fotos und nicht MB - meine Alarmsirenen gehen an. Als ich auf meinen Hinweis, dass die Chips nicht nur Fotos, sondern auch Videos enthalten, ein Starren blanken Entsetzens ernte rauf ich mir fast die Haare. Dann wird mir ein unmoeglich hoher Preis pro CD genannt und eine Bearbeitungszeit von mindestens 8 Stunden, da von jedem Bild einzeln die Farben angepasst werden muessten. Hilfe! Das letzte, was ich will, ist das diese beiden Stuemper die Farben meiner Bilder versauen, das mach ich lieber selbst, danke. Ich fluechte. Mega aerferlich, haetten sie mich einfach an ihren Rechner gelassen haette das was ich wollte, naemlich eine simple 1:1 Kopie von Chip auf CD hoechstens ne halbe Stunde gedauert. Hat bisher jeder Fotoshop auch problemlos gemacht. grrr!

Der Fjord ist 205km lang, bis zu 1400m tief (was vom Grund des Fjordes bis zum Gipfel der Berge einen Hoehenunterschied von 3500m bedeutet), hat viele lange Seitenarme und war Schauplatz fuer die beruehmteste Seeschlacht Norwegens im Jahre 1184. King Sverre mit 14 Schiffen gegen King Magnus mit 26. Sverre hat gesiegt, 2160 Leichen, aber fortan waren die Machtverhaeltnisse in Norwegen erstmal geklaert.

Um auch mal was positives zum Wetter zu sagen: strahlend blauer Himmel bei 25C und leichte Brise von vorn, damit ich nicht ueberhitze - perfekt. Hab ich mittlerweile ein Timing fuer Faehren: ich komm nach Hella, roll aufs Schiff und wir legen ab. Dem Fjord zu folgen waer ja bestimmt auch ganz reizvoll gewesen, aber ich steh lieber selbst im Schnee statt die weissen Gipfel nur von unten zu sehen. Also bin ich knapp zwei Stunden spaeter fast 1000m hoeher auf dem Weg ueber das Vikafjellet. Der Rastplatz ist belagert von einer Brigarde Terrorschafe, die so aufdringlich sind, dass die Leute (Einheimische, Touris halten Kameras drauf und fuettern) ihnen auf den Kopf hauen, damit sie verschwinden. Es liegt nur enttaeuschend wenig Schnee, dafuer gibts wieder son Lappenzeltlager, die hier Rentierfelle und traditionellen Schnickschnack verkaufen. Den Weg hoch war ich so langsam, dass mich Schwaerme von Fliegen umsurrt haben, bergab muss ich aufpassen, dass ich sie bei meinem Tempo nicht verschlucke - also nicht mehr mit offenem Mund die Wasserfaelle angaffen. Das einzige, was die Abfahrtsfreuden truebt, sind cattle guards (weiss gar nicht, wie die auf Deutsch heissen, Gruben quer ueber die Strasse, die mit einem Gitter aus runden Stangen abgedeckt sind. Autos koennen rueber, Huftiere, wie Schafe und Rinder, nicht).

Ich hab die Wahl zwischen der Hauptverkehrsstrasse mit vielen, viel zu langen, Tunneln und 100km bis Bergen oder der scenic Touristenstrasse mit wesentlich mehr Hoehenmetern und 155km. Normalerweise nicht einmal ne echte Entscheidung, aber diesmal zoeger ich dennoch ne Sekunde, da ich uebermorgen meine Faehre in Bergen erwischen moechte. Ich mach mich auf den langen Weg und wieder eine Steigung hoch - die Abfahrt hat die krassesten Serpentinen ueberhaupt: die Strasse scheint sich auf sich selbst zurueckzuwinden, als haette jemand Spaghetti den Berg heruntergekippt. Lager schlag ich an einer riesig imposanten Felswand am See auf. Gutes Wetter wird bis zum letzten ausgenutzt, Bilanz: 8:12 Stunden Sattelzeit; 144km; 1694 Hoehenmeter. Gute Nacht! ;-)

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