2009-01-13

"Verschrottungsprämie"

Armes Deutschland. Pro Kind 100 Euro, pro Auto 2500 Euro. Wenn das eine Investition in die Zukunft sein soll will ich in dieser Zukunft nicht leben. Sagt doch einiges aus über die gesellschaftliche Wertschätzung - des Deutschen liebstes Kind - sein Auto. Herdentrieb hat schon recht:
Was soll zudem dieser Fokus auf die Autoindustrie? Warum überlässt man nicht den Verbrauchern, wie sie ihr Geld ausgeben? Der Markt für Autos ist im Grunde gesättigt – wir brauchen sicher andere Autos als bisher, aber ganz sicher nicht mehr so viele wie in den vergangenen Jahren. Nehmen wir einmal an, dass jeder, der einen Führerschein hat und fahren kann, auch ein Auto besitzt. Das kommt bei 41,2 Mio. zugelassenen PKWs etwa hin. Bei einem Durchschnittsalter des Bestands von acht Jahren ergibt sich eine durchschnittliche Lebensdauer der Autos von rund 16 Jahren, was wiederum bedeutet, dass der jährliche Ersatzbedarf ein sechzehntel von 41,2 Mio. beträgt: Das sind im Gleichgewicht 2,6 Mio. neue Autos pro Jahr. Da deren Haltbarkeit ständig zunimmt, dürfte die Zahl in Wirklichkeit sogar noch niedriger sein. Warum sollte es eine Katastrophe sein, wenn sich die Neuzulassungen auf diesem Niveau einpendeln. Im Jahr 2007 waren es noch 3,15 Mio. Abgesehen davon, dass jede andere Branche berechtigterweise eine ähnliche Förderung ihrer Produktion verlangen könnte, macht es aus ökologischen Gründen keinen Sinn, die Leute zum Autofahren zu animieren. Sollte das Konjunkturpaket nicht auch eine Umweltkomponente haben? Ich plädiere erneut dafür, die Mehrwertsteuer für einen Zeitraum von drei Jahren um drei Punkte zu senken, damit die Kaufkraft der Haushalte wirksam gestärkt wird, und im Gegenzug die Steuern auf den Energieverbrauch dauerhaft zu erhöhen, mit einem Nettoeffekt von 15 Mrd. Euro für die ersten drei Jahre: Die Umwelt würde sich freuen und die Abhängigkeit von Energieimporten würde sinken, abgesehen von dem kräftigen allgemeinen Nachfrageschub, den die steuerliche Nettoentlastung auslösen dürfte.

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