2004-04-30

Romania

Sonnenaufgang ueberm Meer um 0530Uhr. Abbau und auf zur Faehre. Ich telefoniere mit der ukrainischen Botschaft. Visum kein Problem, muss nur nach Bukarest und 30 US Dollar bezahlen, dauert einen Tag. Theoretisch. Praktisch sind das fuer mich ca 600km Umweg (nicht sooo schlimm, die Jungs muessen fuer die Heimreise eh da hin), eine Stadt (wuerg) und vor allem: Die bloede Botschaft macht ausgerechnet jetzt Urlaub! Ich habe keine Lust hier eine Woche rum-zu-idlen. Also was tun? Zur Grenze radeln und versuchen Visum da zu bekommen (alle sagen es sei unmoeglich, auch die Botschaft)? Route durch die Karpaten und Ungarn, Slowakei, Polen waehlen (soll eh die schoenere Strecke sein)? Warten bis die Botschaft wieder auf ist? Postweg versuchen (Botschaft sagt das ginge nicht, und ich verschick hier ungern meinen Pass...)?

Ich denke ich werd in die Karpaten fahren. Immerhin kann ich dann sagen sowohl in der Walachei als auch in den Karpaten gewesen zu sein. Fehlt nur noch "Wo der Pfeffer waechst". Internet Cafe, die anderen sind weg zum Zug. Torsty hat mir noch nen Zettel ans bike geklemmt. Ich krieg nen melancholischen Heimwehflash. Vermiss euch jetzt schon Jungs - war ne geile Tour mit euch, Smutje Torsty und Bergwertungs Barty. Die mails aus der Heimat machen das ganze nur noch schlimmer. Was hilft? richtig, Fahrradfahren! Also nochmal eben 80km weggekurbelt. Unterwegs gibt mir n Trucker n Bier aus (bald mag ich's wirklich, gell Thomas?) und ich mach mir n schoenes Camp am See bei Felsen und Wald. Verschaetz mich erstmal gruendlich mit der Menge Reis, die ich alleine essen kann, zu dritt waren wir doch Fressmaschinen...

Heute war der erste Tag mit durchgehend Temperaturen um die 30C. Da lernt man das kuehle Brunnenwasser doch echt zu schaetzen. Zumal das im Gegensatz zum Leitungswasser nicht gechlort ist und besser schmeckt. Ich hoer mir die MiniDisc an, die Torsty mir zum Abschied hinterlassen hat: Propellerleg Radio. Meine Brueder machen ne Radioshow fuer mich. Danke Jungs - hat gewirkt! Ich schlafe mit offenem Zelt, da es immer noch so warm ist. Mitten in der Nacht werde ich vom Strahl einer starken Taschenlampe voll ins Gesicht geweckt. Schlaftrunken und geblendet kann ich draussen nur zwei Maenner in Tarnanzuegen erkennen, die mein Gepaeck untersuchen und anfangen mich zuzutexten. Ich versteh kein Wort. Wie sich herausstellt ist es wieder mal die Grenzpolizei und nachdem sie meinen Pass gesehen haben sind sie auch schnell wieder weg - um vier Uhr morgens!

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2004-04-29

Romania

Verchillter Sonnentag am Strand. Mission Spagat am schwarzen Meer ist ein Doppelfehlschlag geworden - aetsch! Hab doch gesagt ihr seid bescheuert! ;-)

Gesamtkosten der Tour pro Person: 422 Euro
44 Tage, ca 3200km, 3 mal geduscht, 1 mal im Meer gebadet, 2 mal Waesche gewaschen, 2 Hoteluebernachtungen, 8 mal Essen gegangen, 3 Platten.
Ich packe um fuer meine Soloreise (scheisse! es geht noch schwerer!) waehrend Torsty einen letzten Platten von Stranddornen flickt.

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2004-04-28

Romania

Unsere Expedition endet bereits nach ca 50km rauher Piste an einem grossen Donaudammdurchbruch. Schon vorher hatten wir zu beiden Seiten der "Strasse" Wasser, was uns irgendwie verdaechtig vorkam ;-) Torsty und ich stuerzen uns dennoch in die eisigen, reissenden Fluten und versuchen eine Furt zu finden. Aber die Stroemung ist stark und das Wasser bis zu schultertief. Nach 2 Stunden kommen Einheimische in nem Ruderboot und bestaetigen uns noch einmal, dass wir es nicht schaffen koennen bis Sulina, selbst wenn wir diese Stelle ueberwinden. Ein Bulle beweist uns die Schwierigkeit der Stelle auch noch einmal, indem er ins Wasser watet und beim Durchschwimmen erstmal abtreibt. Spaeter joggt er dann neben unseren Raedern her...

Also zureueckgesprintet zum letzten Ort und so gerade noch auf die bereits wieder ablegende Faehre gesprungen. In Sulina dann noch einmal kurz verfahren und nach muehsamer Schieberei durch weichen Sand und Duenen ist es dann soweit: Das schwarze Meer!

Zur Feier des Tages gehen wir dick Essen (zwei Hauptgaenge plus Getraenke fuer insgesamt 16 Euro) und campen danach am Strand. Torsty bemaengelt: "Aber ich muss mich hinsetzen um die Brandung sehen zu koennen!" Also kein Meerblick im Liegen - so ein Scheiss! ;-)

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2004-04-27

Romania

Auf der Kuppe eines Huegels fahren wir zuerst an nem Haufen Patronenhuelsen vorbei, dann an einer Gruppe Haeftlinge, die von Beamten mit automatischen Waffen bei der Feldarbeit bewacht werden - Zusammenhag? Wir erreichen Tulcea und kommen weiter, was mein Visum und die Rueckreise der Jungs angeht. Ich unterhalte mich auf der Strasse mit nem Israeli und wir tauschen Adressen aus. Der Fotograf, der meine Passfotots macht (hatte extra noch welche in Germany gemacht und dann vergessen - doh! Obwohl man mich mittlerweile vielleicht eh nicht mehr erkennt ;-) ) will es sich nicht nehmen lassen uns mit unseren bikes auch noch abzulichten. Mich bezeichnet er als biker und "president of bikeland". Gefaellt mir auf diese Art als staatenlos angesehen zu werden. "You guys are great!" Ein Trucker kauft uns spontan ein Eis, als er erfaehrt woher wir kommen. Wir fragen in einer Disco, Bar, Cafe nach Wasser und man schickt uns zum Dorfbrunnen ;-) Wir ueberqueren in Ruderbooten die Donau und beginnen damit unsere finale "expedition". Das delta dunarii UNESCO Naturschutzgebiet ist 5000km2 gross. Alle befragten Einheimischen meinen unser Ziel sei nur per Boot zu erreichen, der Weg geflutet - wir wollen es trotzdem versuchen und holpern ueber die hartgebackene Schlammpiste. Wir haben Futter fuer drei Tage dabei und planen die Rueckkehr per Boot. Unser Camp schlagen wir hundert Meter von zwei lebenden, brennenden, Baeumen entfernt auf. Spektakulaeres Schauspiel. Der eine ist hohl und explodiert regelmaessig mit grossen Funkenfontaenen, der andere ist eine riesige Fackel. Interessiert hier niemanden - wahrscheinlich wurden die sogar absichtlich angezuendet um dem Naturschutzgebiet mehr Ackerland abzugewinnen.

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2004-04-26

Romania

An die Drogenkinder unter euch - zieht um! Zigaretten kosten hier zwischen 50 und 80 Cent (Ladenpreis, keine Ahnung was ne Stange wert ist - frag mich wie viele von den Teilen auf den Donauschiffen geschmuggelt werden...), n Bier in der Kneipe 25 Cent, ne Flasche hochprozentiges gibts ab 1 Euro.

Wir werden von Schweinen geweckt, die auf eigene Faust unterwegs sind und unser Lager umschnueffeln. Wir hatten auch schon einmal ein Camp, um das morgens ein wilder Hund nem Hasen hinterherjagte. Den Geraeuschen nach, die der Hund von sich gab, kann ich nicht sagen, wer von beiden spaeter tot endete. Obwohl wir auch schon nen Hund beobachteten, der genuesslich seine frisch erjagte Beute zerriss und uns ganz artfremd ausnahmsweise mal gar keine Beachtung schenkte.

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2004-04-25

Romania

Der Tag beginnt mit einer Schafherde, die durch unser Lager getrieben wird. Wir schieben in der Sonne erstmal ne ganz ruhige Kugel und brechen erst um 1300 Uhr auf. Bis dahin sind wir spannende Unterhaltung fuer ein paar Schaefer, die neben uns im Gras liegen und glotzen.

Beim Einkaufen werden wir von Ady zu sich nach Hause eingeladen. So essen wir dann da, unterhalten uns gut (in Englisch!) und lernen seine Eltern kennen. Ady ist 23, und sein einziger "Job" momentan ist das Ausschlachten eines alten Motorrads samt Beiwagen.

Wir fahren ueber eine grosse, gute Strasse, die sogar eine Moutstelle hat (Bikes sind kostenlos ;-) ). Erinnert ein bisschen an die Autobahn, auf der wir hier wegen Mangel an Alternativen auch schon gefahren sind. Zuerst hatten wir ja noch ne Sekunde gezoegert, aber mit Fussgaengern, Eselskarren, Fahrraedern und Kuehen befanden wir uns in guter Gesellschaft. Ins Radio waeren wir wohl eh nicht gekommen - das gibts naemlich nicht. Nur nen bulgarischen Sender empfaengt man manchmal.

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2004-04-24

Romania

Wir werden wieder um Autogramme gebeten. Einmal von Kindern waehrend unseres Fruehstuecks, noch einmal von ner Gruppe Frauen, als wir von denen Wasser aus dem Brunnen bekommen. Sie bieten uns ausserdem ne Flasche Wein als Geschenk an (irgendwie kommt hier keiner drauf klar, dass wir nur apa trinken ;-) ). Ich versuche im Internet Cafe (486er, 8Mb Ram, offene Gehaeuse, 25 Cent pro Stunde, Pop-up verseucht und crashend) weiterzukommen was die Visa fuer die Ukraine und Belarus (Weissrussland) angeht. Sieht nicht besonders gut aus - zumindest wenn man den offiziellen Richtlinien glaubt. Ich fuerchte das wird noch einiges an Zeit, Nerven und Geld kosten in Bukarest. Dabei wollte ich die Stadt eigentlich komplett meiden. Naja, wenns zu schlimm kommen sollte kann ich immer noch durch die Karpaten und Polen fahren.

Sind am spaeten Nachmittag durch den Heimtrieb der Kuehe gefahren. Die weiden wohl alle auf derselben Dorfwiese und nun rannten Tiere und Menschen wild durcheinander und versuchten wieder die richtigen Paarungen hinzukriegen. Im Westen des Landes lief das anders, da stand immer ein einzelner Bauer mit seiner Kuh am Strassenrand und passte auf sie auf.

Camp auf weiter Flaeche neben Ueberschwemmungsgebiet. Hunderte von Stoerchen.

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2004-04-23

Romania

Der Tag endet, wie er angefangen hat, mit der Politia de Frontiera. Morgens werden wir noch in unseren Zelten kontrolliert und Abends besaufen wir uns dann mit einem Beamten, der uns eine Runde nach der anderen ausgibt. Oder "wie die einfache Frage nach Brot und Wasser gruendlich entgleisen kann". Endet mit uns dreien besofen in einem Lokal, in dem wir die einzigen Gaeste sind, dafuer aber zwei Hauptgaenge bestellen, Live Musik und zwei Kellner haben, eine super edle Unikat Flasche Wein angedreht bekommen und die Kueche extra fuer uns zum Markt geht um Fisch zu kaufen, den sie nicht auf der Karte hatten (es gibt naemlich keine Karte). Klingt lustig, aber bezeichnenderweise fuehrte der erste Alkohol Abend der Tour auch zum ersten richtigen Streit der Tour.

Morgens konnten wir einen uralten Doppeldecker bei seinen Starts und Landungen beobachten. Der wurde zum Spritzen der Felder eingesetzt und ich habe nur darauf gewartet, dass er irgendwann abschmiert oder an den Stromleitungen haengenbleibt ;-)

Wir freuen uns ueber nagelneuen Asphalt, doch zu frueh. Das Zeug ist so neu, dass es noch klebrig ist. Wir ueberholen den Bauzug und holpern auf frisch gefraester Strecke weiter. Da begleitet uns ein Einheimischer auf seinem Mountainbike ueber ein paar Kilometer (der war ganz schoen am Hecheln ;-) ) und erzaehlt ueber sich, Land, Leute und seinen Aufenthalt in Germania.

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2004-04-22

Romania

Schoenwettertag. Bevor der uebliche Gegenwind einsetzt haben wir sogar kurzfristig "Zisching Conditions" mit Rueckenwind. Also endlich mal wieder ein Tag an dem das grosse Kettenblatt Verwendung findet. Wir fahren an einem Zigeunerlager vorbei. So in der Sonne sieht das ganze sogar gemuetlich und verchillt aus. Nur taeuscht dieser oberflaechliche Eindruck ueber ein ziemlich hartes Leben fuerchte ich. Spaeter fahren wir noch an bestimmt zwei Dutzend der Zigeunerwagen auf der Strasse vorbei. Wir begehen den "Fehler" auf die Zurufe hin anzuhalten und werden direkt angebettelt und von den Kindern umringt und betatscht. Aber interessant war es allemal und mich fasziniert die Idee mit so einem Pferdewagen nahezu beliebige Reichweite zu haben (Gras und Wasser gibt es wohl ueberall...).

Wir begegnen den beiden Hollaendern Eric und Karin. Die beiden sind mit ihren Raedern gerade auf dem Weg in die Heimat und machten ein paar hundert Meter weiter die Strasse runter als wir Picknick. Die beiden sind seit fast einem Jahr unterwegs (die waren in Lhasa! Neid!) - RESPEKT! The Art Of Travelling

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2004-04-21

Romania

Was danach geschah: Die Menschentraube um unsere Raeder wird immer groesser, die Stimmung ist blendend und es werden Sprache und Adressen ausgetauscht. Eine Lieblingsfrage ist, wie teuer unsere bikes waren. Wir erfinden niedrige Preise, erzaehlen es seien Geschenke gewesen oder weichen ganz aus. Barty erfaehrt ein bisschen ueber Land und Leute: 25% Arbeitslosenquote, seit 50 Jahren "im Umbruch", "wir versuchen frei zu sein, Demokratie zu leben". Die angestellte Studentin in dem Internet Shop verdient 50 Euro im Monat, das Durchschnittseinkommen schaetzt sie auf 150 Euro. Bei solchen Gehaeltern ist der wahre Preis/Wert unserer Raeder natuerlich unvorstellbar... 5 Stunden Internet kosten uns 1 Euro. Ein Anwohner fuehlt sich belaestigt durch den Menschenauflauf und die Polizei schickt die Menge auseinander. Schade drum!

Nachts bricht Grossalarm bei den umliegenden Viechern aus - Hunde bellen wie bekloppt, Esel bruellen herzerweichend. Muessen wohl nen Drachen gesehen haben oder so.

Was davor geschah: Beim Wassertanken klatscht eine alte Frau entzueckt in die Haende: Touristi! Bicicletta! Germania! Bravo, bravo! Bauern am Strassenrand schenken Torsty eine Flasche ihres selbstgemachten, starken, Weines.

Intermezzo: An alle, die mir schreiben sie seien auch voim Reisefieber gepackt und haetten kein Geld dafuer... Lasst euch davon nicht abhalten! Das ist nur eine bequeme Ausrede. Das einzige, was es wirklich braucht, ist der Wille loszulegen. Gut, die Ausruestung im Vorfeld kostet einiges, aber auch da kommen wir mit unserer billig Tschibo Komplettausstattung bestens zurecht. Die taeglichen Lebenshaltungskosten sind phaenomenal niedrig, sogar meine Auslandskrankenversicherung ist guenstiger als die in der Heimat. Ansonsten: keine Wohnung, kein Auto, keine Steuern, kein Telefon, keine Lustkaeufe (wenn man das Zeug nachher per Muskelkraft bewegen mus ueberlegt man sich gut was man wirklich braucht)... Wir reisen auch nur auf unseren Ersparnissen aus diversen Studentennebenjobs und Zivigehalt - reich wird man damit nicht. Also jedem, der zu Hause noch keine Familie zu ernaehren hat o.A. - just do it! ;-)

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2004-04-20

Romania

Der Tag beginnt wie der letzte endete: mit heftigstem Gegensturm und strahlendem Sonnenschein. Es kostet richtig Muehe einen Schnitt von mehr als 10km/h zu fahren und wo wir sonst nen "Fuffi" wegschnorren sind wir heute froh um jeden Fuenfer. Zweimal heute werden wir von der "Politia de la Frontera" gestoppt und nach dem woher und wohin gefragt und unsere Paesse kontrolliert. An der bulgarischen Grenze wechseln wir Geld. Ganz schoenes Manoever den Beamten klarzumachen, dass wir nicht das Land verlassen wollen sondern nur die Wechselstube suchen (irgendwie glaubt einfach _jeder_ hier wir wollten moeglichst bald das Land verlassen und sind hocherfreut sobald sie feststellen, das dem nicht so ist und es uns hier blendend gefaellt). Diese tauscht dann auch noch zu nem schlechteren Kurs als die Leute auf der Strasse. Allerdings koennen die auch selten 2.000.000 rausgeben, den Gegenwert eines 50 Euro Scheines. Immerhin erfahren wir im Gespraech mit einem der Beamten was es mit dem riesigen Steinkopf (think Mt Rushmore) auf sich hat, den wir an der Donau sahen. Ein rumaenischer Koenig. Bei unserer Shopping Tour kaufen wir so ziemlich jeden Artikel, den die beiden "Magazin Generals" fuehren einmal. Als wir uns daran machen die frisch erworbenen Fressalien vor dem Laden auf der Strasse zu verzehren werden wir zurueckgepfiffen und man deckt uns extra einen Tisch. Die Familie macht Fruehjahrsputz und ist offensichtlich gut drauf. Vater empfiehlt uns doch statt "apa" lieber Wein zu trinken und geht mit seinem selbst gemachten auch mit gutem Beispiel voran. Es gibt noch ein gemeinsames Abschiedsfoto und wir kurbeln weiter. Obwohl es diesmal besonders schwerfaellt, da der Wind unvermindert stark blaest, die Familie ausgesprochen nett und gut drauf und der Mann auch noch Musiker (Saxophon) ist. An dem anderen Laden werden wir in Franzoesisch angesprochen und auf nen Kaffee eingeladen. Das Angebot schlagen wir jedoch aus. Ne Gruppe Halbstarker schmeisst uns n Boeller zwischen die Beine, der Barty leicht verletzt. An uns kommt ein Pferdewagen vorueber, gezogen von seinem Besitzer, das Pferd trottet hinterher. Auf dem Wagen liegt ein Autowrack. ATOMLOL! So muss man mit Autos umgehen ;-) Den Tag beenden wir an einer kleinen Schlucht mitten zwischen den Feldern an einer wunderschoenen Stelle.

So, ich tipp seit zwei Stunden - will wieder in die Sonne! Zumal Torsty draussen Gitarre zockt und nen Riesenauflauf veranstaltet - wir verteilen schon Autogramme auf die Arme der Leute ;-) Barty und die Crew des Ladens hier versuchen waehrenddessen alles, um euch endlich mal Fotos praesentieren zu koennen - aber das wird wohl wieder nichts...

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2004-04-19

Romania

Der Tag beginnt frueh, weil unser Waldstueck zum Leben erwacht. Mehrere Einheimische beim Kraeutersammeln und Baeume faellen sprechen uns an. Wir teilen unser frischgebackenes Fruehstuecksbrot mit einigen - aber scheinbar ist es nicht so ganz ihre Geschmacksrichtung - Banausen! Danach fahren wir nach dem Motto: "To boldly go where no tourist has ever gone before." weiter. Wir verlassen also die "Hauptstrasse" mit einigen Autos und sporadischen Pferdewagen und fahren auf die Nebenstrasse mit einigen Pferdewagen und sporadisch aufkreuzenden Autos. Der Asphalt wechselt von gut ueber loechrig zu nicht vorhanden. Statt auf der Schotterpiste fahren wir lieber auf den Wagenspuren daneben. Spaeter dann auf ganz unbefestigten Sandpisten quer durch Huegel und Waelder. Peinlich als die Route dann vor einem See endet. Der ist aber wohl nicht immer da, zumindest steht mittendrin ein halb geflutetes Haus. Einheimische treffen wir hier ueberal und sie zeigen und erklaeren uns gern den Weg (in den Sand der Strasse gezeichnet oder wir sollen einer Kutsche folgen). Ueberall sieht man Gaense, Enten und Huehner mit ihren Scharen von Kueken. Die Storchennester werden auch immer zahlreicher und haben dutzende kleine Voegel als Untermieter an das Hauptnest angebaut.

Wir leben seit drei Tagen von unseren 10 gewechselten Euros. In der Stadt erzaehlte uns noch jemand sein Traum sei es 3-400 Euros zu sparen und nach Deutschland zu kommen. Wir hatten irgendwie nicht das Herz ihm von den Preisen bei uns zu erzaehlen. Ach ja, ne Zeitzone ueberfahren haben wir auch noch!

Am Strassenrand nen Grossgrundbesitzer in Anzug gesehen. Er und ein Fernsehtream sahen der Hubschrauberbespritzung seines Landes zu. Paar Acker weiter arbeiten alte Frauen mit der Hacke auf ihrem Land.

Wir pennen zu dem Konzert der Froesche an einem See, nachdem wir ein paar Stunden gegen starken Gegenwind angekaempft haben.

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2004-04-18

Romania

Rumaenien zeigt sich weiterhin von seiner besten Seite. In jedem Dorf durch das wir fahren sitzen die Menschen an der Strasse und laecheln, winken und rufen uns zu "ciao, ciao!", "Salut!", "Touristi!". Letzteres erstaunt und freundlich ausgerufen. Man kommt sich fast vor wie Michael Jackson wenn man so empfangen wird, besonders wenn dann auch noch ne Meute Kinder am Strassenrand steht und man beim Treten allen der Reihe nach die Haende abklatscht. Wir werden von zwei Verkehrspolizisten gestoppt. Die beiden sind neugierig und verfolgen begeistert unsere bisherige und geplante Route auf unserer Karte. Wir bekommen die dringende Empfehlung am Donaudelta doch unbedingt das rumaenische Nationalgericht Fisch(-suppe?) zu probieren. Zudem bringen sie uns die ersten paar wichtigen Worte ihrer Sprache bei. Bei einer kurzen Rast stoppt einer der Pferdewagen neben uns und die beiden Maenner darin winken uns zu sich rueber. Wir bekommen irgendwas sehr gut schmeckendes, sehr hochprozentiges ausgegeben. Ausserdem Zigaretten angeboten, aber der einzige Raucher unter uns ist seit Beginn der Tour auch keiner mehr...

Wir erstehen Honig am Strassenrand und Lebensmittel aus einem winzigen Geschaeft (es ist Sonntag - das stoert hier niemanden). Der zweite Einkauf gestaltet sich etwas langwieriger, da der Alte total erfreut ist, dass wir extra aus "Germania!" geradelt sind um sein Dof zu besuchen. Nach Serbien ist es ein soooo gutes Gefuehl sich wieder erwuenscht und gern gesehen zu fuehlen. Wir bekommen noch ein paar Kerne ausgegeben, die hier alle futtern, und zischen weiter. Einige Einladungen aufn Bier am Strassenrand schlagen wir aus und erreichen Calafat. Eine Stadt mit fast perfekten autofreien Allee Strassen. Die Idee und Utopie autofreier Staedte in meinem Kopf hat neue Nahrung ;-) Spaeter mehr...

Wir sehen Zigeuner (ist es PC die so zu nennen?) auf Tour in ihren Pferdewagen. Spaeter noch mehr. Wir werden auch angebettelt, aber immer sehr zurueckhaltend und immer erst um Zigaretten und erst danach um Nahrung. Sooo schlimm kann es also nicht um sie bestellt sein.

Jeder Zentimeter Grasland wird hier zum Weiden genutzt oder fuer Heu gemaeht. Wir nutzen diesen Umstand und campen auf den gemaehten Flaechen. Ich hab zum ersten Mal in meinem Leben bewaffnete Tankwarte gesehen. Noch eine Premiere fuer mich sind die Dorfbrunnen, die auch oft genutzt und umlagert sind.

Wir beenden den Tag auf einer Schotter- Sandpiste (hoffentlich noch der richtige Weg) und bauen die Zelte in einem Waldstueck auf, wie es besser fuer uns nicht angelegt sein koennte. Bei einem so genialen Tag verzeihen wir doch gerne den heutigen Regen und Gegenwind - zumal wir auch so durch Mega Moral 100km gekurbelt sind ohne es wirklich zu merken ;-)

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2004-04-17

Romania

Wir backen gerade wieder nachdem der naechtliche Regen aufgehoert hat. Torsty und ich konnten in unseren bisherigen zwei Hoteluebernachtungen nicht richtig schlafen. Autolaerm und schlechte Zimmerluft. Man gewoehnt sich viel zu schnell um seine Naechte zum Rauschen des Wassers, Prasseln des Regens, Vogelgezwitscher, Hundegebell, Hahnenkraehen, Kuckucksrufen und was es sonst noch so an Geraeuschen draussen gibt zu verbringen. Dazu noch ein guter "Charakteruntergrund", wie wir eine unebene Zeltflaeche nennen, und man schlummert wie ein Baby ;-)

Die Panorama Piste geht so schoen weiter wie sie angefangen hat und wir erreichen die Rumaenische Grenze. Ein Donaustauwerk. Der niedrige Wasserstand des Flusses vor dem Werk war uns bereits aufgefallen - nach dem Wetter der letzten Wochen haetten wir das anders erwartet. Des Raetsels Loesung ist der Staudamm: das Hinterland ist ueberflutet und das Teil sprudelt aus allen Fugen und arbeitet auf Maximalkapazitaet. Wir passieren die Grenze, aber nicht bevor der Grenzer uns nicht mehrfach auf seine Waffe hingewiesen hat nachdem wir versehentlich den falschen Ausgang angesteuert hatten. In Serbien haben sie mich in einer Wechselstube fast ausgelacht als ich nach rumaenischer Waehrung fragte, direkt an der Grenze bekommen wir zunaechst auch nichts, da uns der Typ, der tauschen wollte zu windig/unglaubwuerdig aussah. Ausserdem kannten wir den Kurs noch nicht und wollten uns nicht abzocken lassen. Also zur Bank und Kurs rausfinden. Dort stehen wir an einem Samstag Abend zwar vor verschlossenen Tueren, den Kurs erfaehrt man trotzdem: Fuer 1 Euro gibt es ca 40.000 Leu. Uns gabeln zwei Typen auf, die auf Englisch wissen wollen was wir brauchen. Anschliessend fuehren sie uns durch die Stadt und treiben jemanden auf, der 1:40.000 mit uns tauscht. Also gehen wir mit 400.000 Leu gefuehrt von unseren beiden Begleitern restmal shoppen. Sie warnen uns noch einmal ausdruecklich vor der Kriminalitaet in ihrem Land und besonders vor dem Bahnhof, der "Punk" Gebiet sei: "Your luck is running out." Sie verabschieden sich und wollen gehen, wir geben ihnen aber noch ein Dankeschoen Andenken mit - die ersten Edible Rock Fans in Rumaenien ;-)

Mit den Tauschkursen auf der Strasse ist so eine Sache... Aber letzten Endes koennen wir gar nicht wirklich verlieren. Erstens habe ich sowieso nur kleine Scheine dabei - bei einem schlimmstmoeglichen Tausch mit 100% Verlust also maximal 10 Euro verloren. Zweitens ist eh alles soviel guenstiger hier, dass selbst wenn alle zu unseren Ungunsten runden und wir nicht die einheimischen Preise zahlen wir uns immer noch freuen koennen gegenueber Deutschland gespart zu haben. Das gesagt, glaube ich wir haben uns bisher dennoch gut geschlagen und sind nicht grossartig beschissen worden.

Zwei Kiddies fahren uns mit ihren Mountainbikes hinterher und quatschen uns auf unsere Raeder an. Der eine ist Fachmann und kennt die ganen Komponenten. Ein witziges "Gespraech" entsteht. Versucht mal mit jemandem ueber Fahrradtechnik zu fachsimpeln, wenn sich euer gemeinsamer Wortschatz auf die Markennamen der Hersteller beschraenkt ;-)

Im Land treffen wir einige Granzpolizeiwagen und and der Grenze selbst liefen auf beiden Seiten mit automatischen Waffen ausgestattete Soldaten im Gelaende herum. Scheinbar ist irgendwas im Busch.

Nach all den Vorurteilen und Warnungen, die ich bisher zu Rumaenien zu hoeren bekommen habe muss ich nach den ersten 30km im Land sagen, dass ich hoechst positiv beeindruckt bin. Die Leute sind freundlich und hilfsbereit. Die Strassen sind in gutem Zustand und vor allem sauberer als in Serbien (und das nach dem Spruch eines Oesterreichers: "Zum schwarzen Meer?! Dann kommt ihr ja durch Rumaenien! Ich weiss nicht, ob die da Strassen haben."). Autos ueberholen wieder ruecksichtsvoller und noch hat niemand gehupt (Danke! Das nervt dermassen... erst Recht, wenn der Fahrer dann grinsend und winkend am Steuer sitzt und nen freundlichen Gruss zurueck erwartet. Ich hab mir nicht selten ne scheibensprengende Fussballtroete als Antwort gewuenscht). Die Menschen sitzen auf Baenken an den Strassenraendern, quatschen und geniessen den Abend. Pferdefuhrwerke sind regelmaessig im Verkehr unterwegs. Wenn man sie gerade mal nicht live sieht weiss man doch, dass es sie geben muss wegen der vielen Hinterlassenschaften auf dem Asphalt.

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2004-04-16

Serbia

Bestes Wetter bei >25C. Ganzen Tag starken Gegenwind, aber das nehmen wir doch gerne in Kauf "wir hams ja" oder "macht dicke oberschenkel". Torsty backt unser erstes Brot on tour. Schmeckt hervorragend und wir verdruecken Brot aus nem Kilo Mehl zum Fruehstueck. Wir fahren wieder direkt an der Donau entlang. Die Strasse ist klein, von guter Qualitaet und kaum befahren. Die Donau schlaengelt sich hier durch wunderschoene Berglandschaften. Zu beiden Seiten schroffe Klippen und gruene Haenge. Steile Anstiege bescheren uns einen Panorama Orgasmus nach dem anderen. Besser kann es kaum noch werden! Berge! Ich merk erst jetzt jetzt wie sehr ich die vermisst habe und mein Herz schlaegt hoeher (ok ok, 5 euro in die Wortspiel Kasse). Spiel schon mit dem Gedanken die ganze Routenplanung (haha) sausen zu lassen und weiter aufs "Dach der Welt" zu radeln...

Laendliche Idylle: Schaf- und Ziegenhirten, Ochsenkarren, Traktoren (die bergab rollen um Diesel zu sparen), Fischer. Im Dorf umschleicht uns beim Mittag ne Horde Kinder und albert rum - nettes Foto. Es gibt hier Euro Diesel und noch ne billigere Sorte. Ein Tankwart stellt seinen eigenen Mix her indem er in den anderen Tank umpumpt. Man sieht haeufig Leute mit leeren Cola Flaschen unter dem Arm zu Fuss zur Tanke kommen und dann die Flaschen befuellen. Heute stand ausserdem n Schweinetransport an der Zapfsaeule - der Fahrer ist aussen rumgelaufen und hat die Viecher elektrogeschockt. Die armen Schweine! Den Laster haette eh niemand sehen duerfen... Die Autos hier sind ein Phaenomen. Fahrender Schrott. In Stadt- und Dorfnaehe gibt es entsprechend alle 100-200m einen Auto Repair oder Vulkanizer Shop. Abschleppwagen jedoch scheint es nicht zu geben.

Wir haben unser bisher geilstes Camp hundert Meter ueber dem Wasser an einem Hang mit Blick auf das gegenueberliegende Dorf errichtet - und ich geh jetzt pennen, gute Nacht!

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2004-04-15

Serbia

Nachdem der naechtliche Regen aufhoert haben wir einen wunderbaren Tag mit bestem Wetter. Zwar starker Gegenwind aber man kann ja nicht alles haben ;-) Wir fahren durch schoenste Landschaften, huegelig, duenn, aber nicht mehr so arm, besiedelt; mit perfekten Aussichten ueber den Fluss und die Umgebung. Die Pflanzen freuen sich ueber den vielen Regen der letzten Zeit und die jetzige Sonne und alles gruent und blueht.

Auf dem Kirchplatz essen wir unseren mittaeglichen Snack (n Laib Weissbrot fuer jeden), als wir von nem Mann ziemlich aufdringlich und unangenehm angeschnorrt werden. Ihm fehlt ein Bein und er faselt was von Bosnien. Als wir ihm nicht so viel geben wie er haben will bedient er sich einfach. Wir schicken ihn dann sehr bestimmt und mittlerweile ziemlich unfreundlich weg. Kurz darauf kommt ein alter Mann zu uns, mustert uns und unsere Raeder pruefend und meint dann Torsty und ich seien zu duenn, Barty aber stark. Ausserdem sei Weissbrot nicht das richtige fuer unsere "Konstitia" - wir sollten doch lieber mal n anstaendiges Steak essen. Anschliessend bettelt uns noch ein Strassenkind an, das aber von ner Frau weggeschickt wird.

Ich finde es verdammt schwierig Laender wie dieses anstaendig zu bereisen. Der Kontrast zwischen unserem Reichtum und der offensichtlichen Armut der Menschen hier ist schwierig zu ueberbruecken bzw damit umzugehen. Da sind wir mit unserem top equipment zu unserem Vergnuegen hier. Ich sinnier ueber Dinge wie mein Traumhaus und freu mich ueber guenstiges Essen (Brot = 25 Dinari, 70 Dinari = 1 Euro) waehrend viele hier kaum ein Dach ueber dem Kopf haben und Hunger. Was tun? Was denken? Permanent schlechtes Gewissen haben? Unser Geld verschenken? Woanders reisen? Keine Ahnung, abre ich gruebel viel darueber... auf jeden Fall ist mir oft die Lust am fotografieren vergangen. In solchen Situationen dann auch noch die Kamera draufzuhalten ist geschmacks- und ruecksichtslos. Wir radeln aber auch durch wohlhabende Orte (US Steel ist mit ner dicken Fabrik der Arbeitgeber Nr 1) und richtige Villenviertel.

Irgendwann ueberholt uns ein Auto. Spaeter steht es am Strassenrand, der Fahrer ist ausgestiegen und versucht uns anzuhalten mit den Worten "Halt! Passkontrolle!". Wir ignorieren ihn und fahren weiter. Gefaehrlich sah er nicht aus, aber keiner von uns hatte Bock sich verarschen zu lassen oder auf grosse Konversation. Wuerden wir uns da auf jede einlassen kaemen wir gar nicht mehr vorwaerts. Zumal wir ueberall angesprochen werden: aus fahrenden Autos, an Bushaltestellen, an Ampeln, aus Geschaeften heraus - wo immer Menschen sind... Gespraeche sind wegen der Sprache schwierig und muehsam, obwohl Barty mit Polnisch meist einige Worte verstehen und mitteilen kann. Die juengeren Leute sprechen oft auch Englisch oder Deutsch. Im Endspurt den Berg hoch (wir haben ein traumhaftes Lager mit Blick ueber die Huegel) schaltet Barty seine zweite Kette kaputt und baut sie auch noch falsch wieder zusammen - Frust! Wir haben zwar noch eine letzte Ersatzkette, aber ab hier wirds schwer weiteren Ersatz zu bekommen und ich hab ja noch n paar Russland Kilometerchen vor mir...

Geiler Sternenhimmel - keine Wolken! Yeah! Wir liegen im Zelt und stellen fest, dass keiner von uns dreien mehr weiss, welcher Wochentag ueberhaupt ist - LOL!

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2004-04-14

Serbia

Abflug aus Belgrad. Das Hotel waescht noch unsere Klamotten und wir verbringen 2 Stunden im Internet Cafe. Verfahren uns im Belgrader Suburbia. Gegend voller Kontraste: Am Strassenrand steht n halb demontierter Mercedes Laster von 1940 neben nem neuen BMW neben nem alten Yugo mit platten Reifen. Genauso die Behausungen: villa an Baustelle an Betonbunker an Slum. Die Strasse geht ueber von Asphalt in rauhen Naturstein in Schlamm. Wir werden angequatscht von nem jungen Typen in nagelneuem Beamer (BMW), der hier die lokale Bekanntheit zu sein scheint und langsam vor uns herfaehrt und aus dem Labyrinth leitet. Danke Mann!

Vorher wurden wir von nem Haufen Kinder auf ihren viel zu grossen Mountainbikes umzirkelt.

Wetter ist wieder gut und wir campen am Rande eines Ackers. Hierhin gefuehrt hat uns die krasseste Abfahrt meines Lebens: 87,9km/h auf Schrottasphalt bei Dunkelheit und Verkehr. Da ist man bei knapp 140kg Gesamtgewicht doch froh um seine guten Bremsen! Torstys Dynamoroellchen hats bei der Aktion zerlegt - er faehrt jetzt im Dunkeln. Sein Tacho ist schon seit ner Weile im Dill.

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2004-04-13

Serbia

Heute Nacht gabs eine kurze Regenpause, dann ein paar Donnerschlaege von solcher Gewalt, dass wir schon dachten der Krieg sei wieder ausgebrochen, dann setzte der Regen wieder ein. Aber diesmal mit ungeahnter Kraft, solide Straenge aus Wasser vom Himmel zur Erde. Noch liegen wir im Zelt und hoffen auf eine kurze Pause um aufbrechen zu koennen. Wir haben noch so ca 50km bis Belgrad zu fahren und mittlerweile weder mehr was zu Essen noch zu trinken. Wir sammeln aber schon Regenwasser ;-)

... Sind in Belgrad. Regen hat gegen Mittag tatsaechlich aufgehoert. Haben uns zunaechst verfahren und sind in den Slums unter einer der Bruecken gelandet - Hoelle. Wenn man so etwas nocht schon einmal mit eigenen Augen gesehen hat glaubt man das nicht. Und dabei waren das nur vergleichsweise kleine Gebiete. Die Leute hausen in Muellbergen schlimmer als die streunenden Hunde. Nach dem ganzen Regen sieht es noch trostloser und dreckiger aus. Und nein, ich habe mich nicht getraut die Kamera zu zuecken, also keine Fotos. Aber das Nobel Hotel Intercontinental mit seiner glaenzenden Glasfassade ist direkt gegenueber - ich koennte mir vorstellen, dass man von dem Penthouse dort nen guten Ueberblick hat. Hab letztens im Radio gehoert, dass derzeit grob 1/6 der Weltbevoelkerung in Slums lebt. Kranke Welt. 1.000.000.000 Menschen!

Wir sind erstmal in den Trubel am Bahnhof und Busbahnhof abgetaucht und haben Hotels gecheckt. Gelandet sind wir in einem 3 Sterne Hotel nahe der Stadtmitte. Erstmal den groebsten Schlamm von unseren Taschen gewaschen um ueberhaupt einchecken zu koennen und dann den Inhalt ueber das ganze Zimmer verteilt. Da trocknet und stinkt das vor sich hin. Wir gehen so lange gut und vor allem guenstig Essen (35e fuer 3 Personen mit Vorspeise, dickem Fleischmenue, Getraenken und Nachtisch). Euros werden hier gerne genommen und ueberall nahe dem offiziellen Umrechnungkurs spontan getauscht. Obwohl man schon ein waches Auge haben muss nicht abgezockt zu werden. Generell ist dies (Serbien) das erste Land, in dem wir lieber Barty an die Front schicken und Polnisch quatschen lassen. Wir Deutschen leisten scheinbar dem falschen Nachbarn Wiederaufbauhilfe und sind nicht besonders gern gesehen.

Abgefahrenes Land. Weniger LKW im Verkehr als anderswo (angenehm!) dafuer viele Busse. Neben einer Ziegelbrennerei steht der Pferdewagen schon zum Abholen bereit. Am Strassenrand huetet eine Hirtin ihre Ziegen waehrend 100m weiter die Leute an der Bushaltestelle warten. Ueberall streunende Hunde (auch viele totgefahrene). Militaerdenkmaeler und ein MIG Kampfflugzeug am Strassenrand aufgebaut. Busfriedhof, Muelldeponie.

Heute entstand der Brainfart Regen

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2004-04-12

Serbia

Heute hatten wir nur 2-3 Stunden Regen beim Fahren - war also ein Schoenwettertag - man wird ja anspruchslos. Wir sind 113km und mehr als 800hm gefahren und alles obwohl uns das Essen ausgegangen ist und wir hier noch kein neues auftreiben konnten. Lungern gerade ziemlich fertig und hungrig (und im Regen) am Strassenrand auf dem Weg nach Belgrad. Der Granzuebergang von Kroatien nach Serbien war ueberraschend problemfrei. Obwohl uns der kroatische Grenzbeamte noch viel Glueck wuenschte und ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste was er meinte...

Wir sind ueber einen winzigen Kontrollpunkt mitten im Nirgendwo gewechselt und demenstprechend schoen war die Strecke unmittelbar danach. Leere Strasse durch langsam wieder heugeliger werdendes Land. Aermste Bauernsiedlungen. Erste Kontakte zu freilaufenden Hundemeuten. Resultat: Die freien, wilden Hunde bellen nicht sondern gucken nur interessiert. Die frei laufenden Hofhunde hingegen umzingeln einen aggressiv bellend. Scheinbar glauben die Territorium verteidigen oder jemanden warnen zu muessen. Mittel gegen beide Arten von Hunden ist uebrigens eine Steinwurfbewegung zu machen. Wirkt garantiert: die einen glauben was apportieren zu muessen und rennen weg und die anderen glauben sie kriegen gleich was ab und rennen weg.

Durch den vielen Regen ist die Donau ueber die Ufer getreten und man kann Bauern dabei beobachten wie sie versuchen ihre Tiere aus dem Wasser zu bergen. Obwohl es denen scheibar teilweise ziemlich gut geht mit dem Wasser: Ein Schwein fuehlte sich jedenfalls sauwohl in dem ueberfluteten Acker. Der Bauer stand daneben und quatscht sich den Mund fusselig das Vieh zurueckzubewegen. In dem Zusammenhang fiel mir auf, dass wir seit Oesterreich kein eingezeuntes Weideland mehr gesehen haben. Schweine, Ziegen, Federvieh, Schafe mit ihren Hirten - aber keine Kuehe und Rinder. Sind offensichtlich Luxus die Viecher. Dafuer gibt es hier viele Storche und man kann sie und ihre Nester auf Schornsteinen, Telefonmasten und Mauern beobachten. Einer hatte sich seines besonders eindrucksvoll auf den Ueberresten einer zerstoerten, ueberwucherten grossen Kirche erbaut. Mit der laendlichen Idylle war es dann aber auch bald vorbei - wir naehern uns Novi Sad. Immer noch uebelste Piste von Strasse, die bei uns kaum als Feldweg durchgehen wuerde, aber mittlerweile Hauptverkehrsweg. Das heisst endlose Reihen lauter, stinkender, schrottreifer Autos, die einen in Minimalabstand ueberholen. Die Stadt selbst ist haesslich wie keine zweite (ja ich weiss, ich werde das von jeder Stadt sagen - ich mag sie halt nicht). Eine Donaubruecke liegt in Truemmern in den Fluten und bis die neue, im Bau befindliche, fertiggestellt ist draengelt sich der Verkehr ueber eine zweite Bruecke, eine Eisenbahnbruecke und eine schwimmende Pontonbruecke. Was die dann alle auf der anderen Seite des Flusses in der Betonwueste wollen wird mir ein Raetsel bleiben.

Wir sind auf jeden Fall schnell weiter und siehe da: es wurde wieder richtig schoen. Bergig mit viel Weinbau und sogar der Verkehr wieder ertraeglich. Einzig der Muell an den Strassenraendern stoert das Bild. Man glaubt ja gar nicht wie widerlich zugekippt die Strassengraeben sein koennen. Da kaempft man sich mehrere Kilometer ne Steigung hoch und als kroenenden Abschluss gibts am Gipfel nen Park-Rastplatz ausgeschildert. Dieser ist jedoch eine einzige Muelldeponie und brennt offensichtlich schon seit Tagen. Ich weiss echt nicht wie das gerechtfertigt ist. Armut ist doch noch lange kein Grund den Muell einfach achtlos an den Strassenraendern zu verteilen? Wenigstens auf einen Haufen schmeissen muss jawohl drin sein?

Ich versuche an einer Tanke was zu Futtern aufzutreiben fuer unsere leeren Maegen. Das Visa Symbol an der Tuer wirkte einladend. Drinnen sitzen zwei fette alte Tankwarte rauchend und selbstgefaellig direkt unter dem no-smoking Schild. Einer von beiden erklaert mir dann dass sie zwar Visa akzeptieren, aber keine Deutsche sondern nur Yugoslawische. Na klar doch - yugoslawische Visa - du Arschloch! Dann kurbeln noch n paar Halbstarke ihr Autofenster runter und rufen uns Arschloch hinterher. Naja, mal abgesehen von draengelnden Autofahrern sind das aber bisher die einzigen Anfeidungen. Ueblicherweise gruessen die Leute freundlich zurueck oder helfen uns von sich aus weiter. Da bekommen wir erklaert wo das naechste Hotel ist oder wo wir unser Zelt aufschlagen koennen ohne danach gefragt zu haben.

Auto. Bitte nicht hupen wenn ihr Radfahrer seht! Das ist purer Terror, selbst wenn es oft nur als freundlicher Gruss gemeint ist. Und wenn nicht - erst Recht Fresse halten! Wir druecken uns eh schon immer so weit es eben geht an den Strassenrand. Sooo schlimm kann bremsen fuer Radfahrer jawohl auch nicht sein.

Hab mittlerweile mehr als 250 Fotos gemacht und den ersten Satz Akkus geleert. Ich hoffe bald kann ich euch mal n paar Bilder hochladen...

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2004-04-11

Slovakia, Hungary, Croatia

Mittlerweile regnet es seit mehr als 58 Stunden und wir haben uns nahe der serbischen Grenze in einem zerschossenen Haus im Keller einquartiert. Richtig Blair Witch maessig. Aber es ist schon gruselig durch Gegenden zu radeln, in denen regelmaessig Brachland mit "Danger - Mines!" Schildern abgesperrt ist, die Haeuser leerstehen, zerstoert sind oder gerade eben notduerftig die Spuren des Krieges uebertuenchen. Einschussloecher werden zugeputzt und Haeuser wieder aufgebaut. An den Tueren zu McDonalds klebt neben dem Hunde und dem Inline Skates Verbot ein Aufkleber, der das Mitbringen von Waffen untersagt.

In Ungarn waren alle Grundstuecke "elado", hier sind sie "prodajem kuca". Bedeutet dasselbe: "zu verkaufen". Schon bedrueckend zu sehen. Und wenn hier mal ne dicke Karre durch die Gegend faehrt hat sie ein deutsches Nummernschild. Der Grundstuecksmakler in Ungarn war auch in Deutsch ausgeschildert - go figure.

Der Donau Radweg in Oesterreich ist auch als "Tour de baroque" ausgeschildert und fuehrt an vielen alten Burgen, Schloessern und Kirchen vorbei. Hat mich ins Gruebeln gebracht wie ich mir mein eigenes Traumhaus vorstelle - unbegrenzte Mittel vorausgesetzt. Fing natuerlich an mit der Vorstellung diverser pompoeser Prachtbauten - mittlerweile wuerd mir ne Dusche und n Dach reichen ;-) Nee. Aber was mich inspiriert hat ist eine kleine Kirche in Ungarn. Neu. Elegant geschwungene Linien, Geruest aus Holz und alles schiefergedeckt. Sieht wirklich edel aus, sowas muesste man mal probieren. Wir sind auch am Rohbau einer Kirche vorbeigefahren, schien aber langweiliger Bau zu werden. Ist mir nur aufgefallen, weil es der erste Kirchenneubau ueberhaupt ist, den ich gesehen habe.

Ich hab ein kleines Autohasser Projekt angefangen hier auf Tour - bekommt ihr auch bald zu sehen. Auf jeden Fall waer ich fast Teil davon geworden, als ich mit dem Bike in Oesterreich eine Schlange ueberfahren habe, die quer ueber den Radweg lag. Aber wie es aussah hat die sich primaer derbe erschrocken und ist weggekringelt. Ansonsten gibt es an der Donau die eindeutigen Spuren von Bibern zu bewundern: Viele Baeume sind rundherum angenagt oder schon ganz gefaellt. Einen Biber haben wir auch live und in Farbe beobachten duerfen.

Torsty hat seit dem Nachtfrost und Dauerregen im Sauerland kein Gefuehl mehr in einem seiner Zehen - hoffentlich taut der bald wieder auf.

Eines meiner Lieblingsmotive beim Fotografieren sind Industrieanlagen. Je komplizierter und auf den ersten Blick undurchschaubarer desto besser. Alte verfallene oder zerstoerte Anlagen wecken meine Neugier besonders. Leider sehen die Leute es (verstaendlicherweise...) nicht besonders gern, wenn man die fotografiert und in Ungarn wurden wir auch recht bestimmt weggeschickt von so einer stillgelegten Fabrik. Schade drum.

Wir sind einen Tag nach meinem Geburtstag losgefahren, deshalb hat meine Ma mir noch eine Kunstblume geschenkt, die auf Knopfdruck die Happy birthday Melodie dudelt. Das Teil hab ich am Lenker und die Tradition entwickelt, die an jedem Ortseingangsschild einmal abzuspielen. Langsam nervts und die Batterien von dem bloeden Ding koennten ruhig mal schlapp machen ;-) Und entweder werden die Orte kleiner oder wir schneller - auf jeden Fall sind wir oft schon fast durch die Siedlung durch bevor die Melodie aufhoert. Torsty schnarcht schon wien Berserker und meine Kerzen sind fast runtergebrannt - gute Nacht.

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2004-04-10

Slovakia, Hungary, Croatia

Nach 36 Stunden Dauerregen (und es sieht nicht so aus als wuerde es jemals wieder aufhoeren - es ist alles grau in grau) haben wir uns erstmal in einem leerstehenden Haus kurz hinter der Ungarisch Kroatischen Grenze verkrochen und versuchen unsere Sachen zu trocknen. Bei solch ausdauerndem Regen helfen selbst die besten Gore Tex und Sympatex Klamotten und Neopren Ueberschuhe nichts mehr... Zumal die LKW Druckbetankung von der Seite ihr uebriges leistet (fahrt mal im Regen auf dem Seitenstreifen einer Fernstrasse und lasst euch von nem LKW in weniger als nem halben Meter Entfernung ueberholen - das haut euch erstens von der Strasse und gibt einem zweitens ne Ganzkoerperusche). Apropos Fernstrasse. Nachdem wir in Oesterreich von wunderbar frisch asphaltierten Radwegen in malerisch schoenen Donautaelern komplett ohne Autoverkehr verwoehnt wurden mussten wir spaeter in der Slowakei auf eher langweilige, aber ruhige, Daemme ausweichen und in Ungarn dann auf besagte Fernstrassen. Da waren mir die mit losem Kies befestigten und sehr anstrengend zu fahrenden Deiche in der Slowakei eindeutig lieber als die Strassen. Das gipfelte in Budapest auf einem achtspurigen Stadthighway auf dem wir todesmutig in diesen Moloch von Stadt einrollten. Unser erhofftes Treffen mit nem einheimischen Bekannten fiel wegen Kommunikationsschwierigkeiten im Vorfeld leider aus, und so schlaengelten wir uns auf eigene Faust durch die City. Faengt zunaechst wenig vielversprechend mit endlosen Reihen haesslichster Betonplattensiedlungen an. Diese werden aber unvermittelt unterbrochen durch so Dinge wie die Ruinen eines alten Kollosseums in dem dann Kinder Frisbee spielen (Fuer aehnlich spektakulaere Mauerueberreste und Ausgrabungen haetten wir uebrigens im oesterreichischen Carnuntum 7 Euro Eintritt zahlen muessen!). Oder eine Kirche ist in die Wohnblockreihen eingemauert. Komplett umschlossen, nur noch das hintere Ende guckt aus dem Beton. Seine schoene Seite zeigt Budapest dann abends am Fluss, der auf beiden Seiten von hell angestrahlten Prachtbauten gesaeumt wird. Es gibt sogar einen Radweg, aber auch der ist beidseitig von verkehrsreichen Strassen eingeschlossen. Extremsport Radwegbenutzing erreicht in Ungarn sowieso neue, ungeahnte Dimensionen. Die Wege haben die Eigenschaft unvermittelt vor Fahrradverbotsschildern zu enden oder man faehrt ploetzlich ne Treppe runter oder faellt in ein Loch im Asphalt. Der ist sowieso lustig hier - mit Spurrillen so tief, dass man mit den Pedalen aufsetzt, wenn man in einer faehrt. Entsprechend hatten wir auch die ersten beiden Platten auf Tour: Torstys Hinterrad durch nen Nagel, mein Vorderrad durch nen Glassplitter.

Ach ja, ich in meiner Eigenschaft als Geographiegraupe schrieb letztes Mal was von wegen wir wuerden durch Slowenien radeln. Gemeint war natuerlich die Slowakei. Frau Joerling moege mir verzeihen (duck and run...). Ich hab sowieso schon fast ein schlechtes Gewissen wie leicht man es als deutscher Reisender hat. Ich bin wirklich absolut ignorant unterwegs, plane die Route spontan mit einer 1:2.500.000 (!!!) Europa Karte und nach Himmelsrichtung an der Donau entlang. Wir haben noch nicht einen Cent in irgendeine einheimische Waehrung wechseln muessen. Unser Plastikgeld wird auch genommen. Ein einziges Mal mussten wir unsere Einkaeufe zahlungsunfaehig an der Kasse zuruecklassen, da dem Laden das Lesegeraet fehlte. In dieser Beziehung will ich meinen Reisestil aber gerne noch aendern, um wieder die kleinen, spannenden einheimischen Laeden nutzen zu koennen statt nur die grossen Supermarktketten (Plus und Spar sind hier gross). Und keinerlei Sprachkenntnisse oder Sprachfuehrer zu besitzen ist auch nicht so dramatisch, da sowieso alle Welt deutsch spricht und sogar viele Schilder deutsche Beschriftungen haben. Schon ein merkwuerdiges Gefuehl so privilegiert zu reisen... Wo man das noch deutlich merkt ist an den Grenzen. Torsty und ich mit unseren deutschen Paessen werden nur durchgewunken, waehrend Barty als Pole immer einige Fragen ueber sich ergehen lassen muss. Am spannendsten war bisher die kroatische Grenze. Wir sind woertlich in einer Nacht und Nebel Aktion (dunkel, Regen, Nebel) da angekommen. Ich begeh auch noch den Fehler und mach ein Foto von uns dreien in der Tabu Zone zwischen den beiden Grenzstationen und schon muessen wir ne Weile quatschen. Unsere Stempel kriegen wir, aber nicht bevor sich nicht ein Vorgesetzter und ein paar andere Beamte unseren bisherigen Weg auf der Karte haben zeigen lassen und ein paar Kommentare ueber unsere Art zu Reisen fallen ;-)

In der Slowakei treffen wir die ersten anderen Reiseradler on tour. Eine komplette Familie aus Deutschland, die aufgebrochen waren, weil die Tochter meinte, sie muesse mal ungarischen Honig probieren. Also Osterferien genutzt, nach Wien und von da mit den Raedern los - thats the spirit! Schoene Reise noch!

Ausserdem gabs deutsche Leistungssportler aus der Leichtathletik Bundesliga im ungarischen Trainingslager an Thermalquellen. Autsch! Gegen deren Trainingsprogramm sind wir Memmen und Weicheier. Obwohl der eine Triathlet mit seinem 6,7kg Rennrad auch gut Reden hat gegen meinen 52kg Trecker. ;-)

Waehrend Torsty und ich in einem Mega Einkaufszentrum (56 Kassen und so voll, dass man kaum durchkommt) shoppen lernt Barty draussen bei den Raedern ein bisschen Ungarisch. Oder versucht es zumindest - es entsteht eine ziemlich amuesant zu beobachtende "Konversation" aus deutschen, englischen, polnischen und ungarischen Sprachfetzen und vielen Handzeichen.

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2004-04-05

Austria

Barty's Logbuch und website gibt's übrigens hier: Bartys Log
falls euch interessiert, was er so zu schwafeln hat (eher unwahrscheinlich denk ich ;-) ).

Wir sind in Wien. Ich bleib dabei: Städte sind einfach zum Kotzen! Und dabei soll Wien ja noch eine der schönsten sein. Alte Bauwerke, schöne Fassaden. Die Zwischenräume mit Asphalt zugekippt und mit lärmenden Blechkisten aufgefüllt. Jeder bleibende Zentimeter Schönheit gekonnt durch überflüssige Werbebotschaften verdeckt. Erste Kontakte zur Spezies Mensch: "Ey hasse mal nen Euro?" Übermässiges Polizeiaufgebot am Bahnhof, Penner, Punks, Dreck. Und alles ist scheiss teuer! Wie du willst atmen? Erstmal Gebühr überweisen! Sicher, gibt hier viel Auswahl an Geschäften, Kultur ("oh look! square stones! we don't have any of those..."), Zerstreuung (Pornokino: Pärchen und Frauen gratis Eintritt), Ärzten (gleich am Bahnhof erfährt man die besten 12 Schöhnheitschirurgie Adressen) und Menschen (people watching). Also als Versorgungspunkt ganz gut zu gebrauchen - aber warum jemand freiwillig in solch ein abscheuliches Monster von Wohnfeindlichkeit ziehen sollte wird mir ein Rätsel bleiben.

Wir sind auf jeden Fall erstmal in einem guten, günstigen Hotel untergekommen und gehen heute Abend Wäsche waschen, ins Internet, Kultur, Essen, Kultur. Morgen ähnlich und dann bloss weg hier und weiter nach Slowenien.

Update: Der abendliche Innenstadtbummel durch die Fussgängerzone hat mich etwas mit der Stadt versöhnt - vielleicht muss man nur die Autos streichen und das ganze könnte erträglich werden.

Nachdem Barty seine Kotzerei ziemlich schnell auskuriert hatte plagen sich Torsty und ich uns jetzt seit einer Woche abwechselnd mit Bauchschmerzen, Durchfall und Kotzen (nur einmal zum Glück ;-) ) herum. Aber es wird gerade wieder. Und nach der motivierenden 105km in weniger als fünf Stunden Etappe vorgestern bei strahlendem Sonnenschein kann jetzt wohl nichts mehr schiefgehen... Apropos Sonnenschein, es regnet zwar immer noch ab und an, aber dennoch haben wir mittlerweile alle drei nen Sonnenbrand im Gesicht (wie soll das noch enden?! Bisher waren es kaum je über 20Grad und wir radeln schon ab 11Grad in kurzen Hosen und liegen abends entspannt am Wasser...).

Ich bin bisher übrigens positiv überrascht von der Reaktion der Leute auf unser Wildcampen. Nicht nur finden wir fast immer schöne Plätze, nein, wenn wir entdeckt werden spricht man uns meist nur freundlich auf die Tour (woher? wohin?) an, statt uns anzubaggern. Die Leute sind eh überwiegend freundlich und interessiert und wir bekamen schon Tee, Schnaps, Obst, ne Autofahrt und allerlei Geschichten ausgegeben. Sogar Rennradfahrer sind nicht alle doof (gell Anna?! ;-) ).
Fahrradpannen:
- Bartys Kette gerissen (Ersatz dabei)
- BuschnicKs Flaschenhalter gebrochen (PET Cola Flaschen passen dann doch nur _fast_ da rein ;-) )
- BuschnicKs Lenkertascheninbus ausgenudelt und locker

Unsere Durchschnittskosten für 14 Tage Deutschland betragen 7,60Euro pro Person und Tag. Das beinhaltet die komplette Lebenshaltung/Unterkunft, aber auch so Dinge wie ne neue Kette, ne Badehose, Fähren, Jugendherbergsausweis, Schwimmbad, etc.. Torsty und Barty wollen bis zum schwarzen Meer Spagat können und foltern sich dementsprechend täglich - ich stell mich auch immer breitbeinig dazu ;-) Die Spinner! Alle, die mir mails schreiben... Setzt bitte eure eigene email Adresse (an die ich antworten soll) mit in den Text der mail. Durch mein mail forwarding system ist die oft nur noch schwer aus dem Header zu extrahieren. Ansonsten verzeiht mir bitte noch einmal, dass ich so wenig antworte, aber für 3Euro pro Stunde Internet ist das doch hart!

Yendi + Zoltan: Wir kommen gerne auf das Angebot in Budapest zurück! Mailt mir doch mal bitte alle Kontaktinfos - Zoltans mail addy hab ich verloren.
Grüsse an alle und Küsschen an Anita,
Sören

Kleiner Torsty-nachsatz am End:
Wien is gar nicht scheiße! Ich kann zwar oben gesagtes nicht bestreiten, kann von mir aber dennoch behaupten, dass mich die SQARED STONES von denen wir zu Hause wirklich keine in der Form haben, übezeugen und entschädigen können! Und dabei fehlt uns absolut die Zeit bzw. das Geld um die darunter verborgenen Geheimnisse und Faszinationen zu ergründen. Wien ist tatsächlich die schönste Grosstadt, die ich bisher gesehen habe; und das bei regen!
Ein paar hartnäckige frühsaisonale Straßenmusiker gab es sogar auch schon: Reggae-Pfeifer unter der Brücke, Hendrix-Jam-Instrumentalisten und noch n paar andere Schräge Vögel. Möchte mal wissen was bei Schönwetter im Waren hier geht!?!
Grüße an die Welt
Torsten

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