2004-05-01

Romania

Nach 94km und nem Schnitt von 23km/h (endlich mal kein Wind!) mach ich gerade Rast vor einer Kirche. Laufen edel gekleidete Leute rein und raus mit aufwendig geschmueckten Kerzen. Mitten durch heizen Kinder auf Inlines oder Mountainbikes - stoert niemanden. Sogar die Kleinen machen aber halt, kuessen den Heiligenbildern die Fuesse und bekreuzigen sich - auch wenn kein Erwachsener in der Naehe ist. Ich bin heute auch schon in eine Beerdigungsprozession geraten: Auf nem Kleinlaster lag der Sarg, drumherum Kinder. Vor dem Laster wurde eine Glaskiste getragen, soweit ich das erkennen konnte mit nem Haufen Backwaren und Figuren gefuellt. Ady sagte uns er sei orthodox - weiss nicht, ob das dann auch fuer alle anderen hier gilt. Seine Ma (!) hatte mich uebrigens ins Haus geholt und stolz seinen Ghettoblaster, Musikkassettensammlung und Pornovideos gezeigt (nen Fernseher oder Telefon hatten sie nicht). Wie war das? "German girls are great!" ;-) Ich kann den hiesigen Schoenheiten durchaus auch was abgewinnen. Kleider und Roecke koennten in Deutschland ruhig mal wieder "in" sein. Eine auf meiner Karte eingezeichnete Bruecke entpuppt sich als Faehrueberfahrt und beim Beladen derselbigen mit mehreren schweren Kieslastern setzen diese mit dem Fahrgestell auf Rampe und Boot auf. Der Abstand zwischen Land und Faehre wird immer groesser... es sind alle an Bord gekommen, aber gesund war das fuer die LKW garantiert nicht. Die letzten km bis hierher haengt sich ein Einheimischer mit seinem Mountainbike in meinen Windschatten und haelt die ganze Strecke bei 25km/h mit - nicht schlecht, nicht schlecht. Der war bisher der ausdauerndste "Dorfheizer". Mein Nickerchen auf der Bank wird von drei Uniformierten unterbrochen. Reine Neugier. Wird ne lustige Runde Pantomieme und Pictionary - keiner von denen spricht irgendwas ausser Rumaenisch. Der Italiener und der Spanier, die spaeter dazukommen helfen auch nichts. Erst Mihail Liviu bringt mit seinen Englischkenntnissen ne vernuenftige Unterhaltung in Gang. Allerdings nimmt der mich anschliessend zur Seite, erzaehlt mir seine Lebensgeschichte (Autounfall, zwei Monate Koma, arbeitslos - er traegt tatsaechlich die Narben mehrerer schwerer Kopfverletzungen) und will meine Adresse in Deutschland. Als er dann aber anfaengt mich zunehmend zu betatschen, wissen will, ob ich alleine unterwegs bin, wo ich heute uebernachte und wieviel Bargeld ich dabeihabe, mach ich mich lieber vom Acker.

Ein Laster schafft die Steigung nicht und schnauft sich im Stillstand tot. Ich fahr gluecklicherweise bergab daran vorbei und teile sein Schicksal nicht ;-) Mein Desinfektionsspray ist ausgelaufen, jetzt ist der Inhalt der ganzen Tasche steril. Drei grosse streunende Hunde umzingeln mein Zelt und knurren und bellen wie verrueckt. Ich kann sie immer nur kurz vertreiben, dann kommen sie wieder - nervig. Komische Gegend hier. Bahngleise enden einfach, Hochspannungsmasten ohne Kabel, Brueckenpfeiler mitten auf dem Acker und ein ausgetrockneter Flusslauf. Letzterer ist teilweise zugeschuettet, so dass es Bruecken gibt, die ein einsames Loch ueberspannen - sieht absurd aus.

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