Ziemlich gewalttaetige Traeume gehabt heute Nacht - der Kerl hat Glueck gehabt, dass ich mich nicht wirklich in die Ecke gedraengt gesehen habe. Wie singen die Cranberries? "It's the animal instinct in me" - ich haette den in kleine Stueckchen verarbeitet und liegenlassen, friedvoller Mensch der ich bin hin oder her. Meinen Glauben an "die Welt ist dein Freund" hat das Ereignis nicht erschuettert, aber es zeigt mal wieder, dass Alkohol ein guter Katalysator fuer das Schlechte im Menschen ist.
Ich will Staedten noch einmal eine Chance geben und rolle deshalb nach Kaunas ein. Boeser Fehler! Bereits nach der "Uferpromenade" (6spurig plus 2 Parkstreifen) habe ich die Schnauze gestrichen voll und suche schleunigst das Weite. Ich glaube der einzige, der darunter mehr zu leiden hatte als ich, war ein Rollstuhlfahrer, der auf derselben Kamikaze-Spur wie ich versuchte diesen Verkehrshorror zu navigieren. Zudem habe ich nie zuvor so viele haessliche Menschen auf einem Haufen gesehen. Ich meine nicht im Frauen hinterherpfeifenden Sinne, sondern Leute jeden Geschlechts und Alters. Sie haben verkniffene, verbiesterte Gesichter und niemand haelt meinem Blick stand oder gruesst zurueck. Ich verirre mich aus der Stadt heraus und fahre 5km in eine Sackgasse. Gut, denk ich mir, folge ich eben doch den Schildern - und lande in der Radfahrerhoelle: Die Hauptverkehrsader des Landes, die Autobahn A1, und das bei Regen. Autobahnen darf man hier zwar beradeln, aber bei vergleichbarer Ausbaustufe, Geschwindigkeiten und Verkehr wie in Deutschland ist das weiss Gott kein Vergnuegen. Eine auf meiner Karte als "Piste" eingezeichnete Route finde ich nicht, dafuer aber eine zum selben Ort ausgeschilderte Asphaltstrecke - zumindest auf den ersten paar km, dann ist auch diese feinste Wellblechschotterpiste, die mir den Arsch weichklopft.
Vor einem Supermarkt (der von einem Security Menschen bewacht wird, der fuer jeden Kunden einzeln die Eingangstuer auf und abschliesst) treffe ich nen kleinen Jungen. Der begrabscht alles und will Geld von mir. Nachdem das Thema aus der Welt ist, stellt er sich als richtig pfiffiges Kerlchen heraus, der mir auf Anhieb auf meiner Karte zeigen kann aus welchem Oertchen (im tiefsten Russland) er stammt. Das erinnert mich an eine alte Radtour in Deutschland, wo ich einmal eine aeltere Dame um Orientierung auf meiner Karte gebeten hatte. Sie studierte das Teil auch eifrig und rief dann nach einer Weile zwei Freundinnen zu Hilfe. Das endete wie in einem schlechten Sketch damit, dass alle drei gleichzeitig in drei verschiedene Himmelsrichtungen deuteten.
In Rumaenien haben buklige alte Muetterchen jedes Fleckchen Gras mit blosen Haenden oder Sicheln gemaeht und in Saecken ueber km nach Hause getragen - hier kommt es in die Bio Tonne. Schon komisch, wie die Resourcen so verteilt sind auf dieser Welt...
Mein Bike zeigt die ersten Ermuedungserscheinungen. Die Kette ist ungefaehr doppelt so lang, wie sie sein sollte und die Bremskloetze fast nicht mehr existent. Letztere koennte ich eigentlich ruckzuck wechseln, aber mein Hinterrad hat sich nen Seitenschlag eingefangen und wuerde schleifen. So hoffe ich, dass alles noch bis Helsinki zusammenhaelt und ich dort eine Generalueberholung machen (lassen) kann. Ich habe heute das erste mal von dem von meinem Reisefuehrer fuer das ganze Baltikum versprochenen Suedwestwinden profitiert - yeah!
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