Sommer!! Endlich. Nachts wunderschoen klar bei 7C, den ganzen Tag dann strahlender Sonnenschein bei deutlich ueber 20C. Ich fuehl mich nach Ronja Raeubertochters Fruehlingsschrei. Keine 3min nach meinem Start unterhalte ich mich mit einem Schweizer Biker, der am Strassenrand steht und zwei Elchen hinterherguckt. Danach fahr ich ins Paradies. Ich kann mir kaum vorstellen, wie die Landschaft hier noch zu toppen sein soll. Alle paar hundert Meter muss ich anhalten und Fotos machen. Oder neben einem Wasserfall die Felsen hoch oder runterklettern. Ganze Felswaende sind durch das herabrinnende Wasser so glatt und glaenzend, dass sie wie ein Spiegel den Himmel reflektieren.
Man hatte mich vor dieser "Touristenstrasse" (www.rv17.no) gewarnt, sie sei zu sehr mit Wohnmobilen befahren. Bisher stimmt das absolut nicht, eher im Gegenteil sind hier weniger von der Bande unterwegs als bisher. Ich glaube der Grund sind die vielen Faehren auf der Strecke: fuer mich sind die kostenlos oder sehr guenstig, die Strassenschlachtschiffe zahlen sich halb tot. Bsp die Ueberfahrt gestern: ich zahl 132NOK (1e = 8NOK), 2 Personen, Auto und Wohnwagen kostet ca 1700 NOK. In der Hinsicht mag ich die Norweger sehr, am Kapp wars aehnlich: motorisiert muss man 190NOK Eintritt zahlen und zweimal mehrere Hundert fuer die Tunneldurchfahrt. Eintritt in den "Royal North Cape Club" kostet noch einmal 25Euro. Fuer mich war das alles kostenlos (der Club nur mit ein bisschen betteln ;-) ) - so muss das! Fahrradfahrer an die Macht!
Zwei Jungs verticken am Strassenrand Eistee. Ich kaufe und teste ihr Schuldeutsch - sehr lustig das. Noch einmal zu Deutschen als Touristen: Ich bin schon oft fotografiert und gefilmt worden, meist werde ich hoeflich um Erlaubnis gebeten oder jemand filmt gerade die Bergkulisse und wenn ich vorbeikomme folgt die Kamera ploetzlich dem Fahrrad. Aber beim Warten auf die Faehre letztens war einer einfach zu dreist. Sagt nichts, packt seine Videokamera aus, rennt um mich herum und filmt von allen Seiten. Ziemlich scheiss unverschaemt dreist wuerd ich sagen. Wuerd mich interessieren was er davon hielte, wenn ich das mit ihm machen wuerde.
Ueber Wohnmobile haben die Norweger auch nichts gutes zu sagen. Fahren wie Idioten mit den Augen mehr in der Landschaft als auf dem Verkehr und bringen kaum Geld. Um Norwegens Preisen zu entgehen wird die Karre bis oben hin vollgebunkert und "in Norwegen hinterlassen die rollenden Supermaerkte nur ihre Scheisse". Sie sind auch der Grund, warum das skandinavische Jedermannsrecht, das unter anderem jedem das freie Campen auf Staatsgrund erlaubt, zunehmend eingeschraenkt wird. An Rastplaetzen (die meist hervorragend ausgestattet und schoen gelegen sind) stehen viersprachige Schilder, die den Aufenthalt zur Uebernachtung ausdruecklich verbieten. Davor parkt nicht einer, sondern gleich ein ganzes dutzend Wohnmobile, die den Hinweis stumpf ignorieren. Campingplaetze sind keine Campingplaetze mehr sondern Parkplaetze. Deprimierend irgendwie - hat denn alle Welt verlernt wie man ein Zelt aufstellt? ...
Meine Versuche mit anderen Reisenden mein Buch zu tauschen schlugen bisher alle fehl (keine Englisch-Muttersprachler gefunden) also will ich mir ein neues kaufen. Buchlaeden sind schon geschlossen, aber es ist eine Art Dorffest im Gange mit Flohmarkt. Die charmante junge lady versucht mich zu bequatschen doch auf norwegische Comics umzusteigen - ich koenne ja die Bilder "lesen" - nein danke ;-)
Irgendwie komisch, wie sich meine Perspektive veraendert. Zu Hause wurde ich bemitleidet oder bewundert (je nachdem) weil ich jeden Tag 30km Arbeitsweg mit dem Fahrrad zurueckgelegt habe - jetzt fahre ich dieselbe Strecke mit Gepaeck vor dem Fruehstueck. Die Laenge eines Tunnels entspricht der Distanz von Havixbeck nach Roxel und in der Roehre ueberwinde ich mehr Hoehenmeter als bei einer Rundreise durch die heimatliche Baum"berge". Und was ist schon der Dorftuempel nachdem man einmal an der Unendlichkeit des Atlantik gestanden hat?
Grmpf! Beschissenes Ende eines schoenen Tages: Ein Schild 7,6km Tunnel, Fahrraeder und Fussgaenger verboten, Gas im Tunnel. Ich werde nicht 25km Sackgasse und 5 Tunnelkilometer zurueckfahren deswegen. Entweder nimmt mich morgen jemand mit (mit Fahrrad und Gepaeck?!) oder ich fahr da rein - Motorradfahrer ueberleben das schliesslich auch irgendwie. .. Haha! Gerade schreib ich das, da kommt ein Auto zu dem Zelt neben mir (populaerer Wildcamp Spot wies scheint). Ein Norweger, der hier mit seinen Kindern zeltet - er gibt Entwarnung was den Tunnel angeht und meint der sei gut fahrbar. Aber... die Schweine sind hier zum Skifahren!!! Die waren bis gerade noch zur Mitternachtssonne auf dem BlackIce Glacier, der zweitgroesste Norwegens. Der ist direkt nebenan durch einen Tunnel erreichbar, der sei allerdings steil, unbeleuchtet und mit schlechtem Strassenbelag - ich solle da besser nicht rein. Skifahren im Juni, direkt vor der Haustuer - will auch!!!
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