Holy shit! Das so ein Schoenwettertag in eine dermassen infernalische Furie von Sturm degenerieren kann haette ich nicht erwartet. Beim naechtlichen Pissen (mit dem Wind!) erreicht kein Tropfen den Boden - alles wird in einen feinen Nebel zerstaeubt... Meinen Nachbarn hats gerade das Zelt zerlegt. Die versuchen zu dritt die flatternden Reste festzuhalten und ins Auto zu bergen - mitten in der Nacht - arme Saeue.
Ich kann sie mir richtig vorstellen: gehaessige, kleine, graue Maennchen in ihrer Wetterstation, die aussieht wie Houston Mission Control. Ploetzlich ertoent eine Sirene, das Rotlicht springt an und eine Stimme plaerrt ueber Lautsprecher: "Achtung, Achtung! Alarmstufe rot! Der Radfahrer freut sich ueber gutes Wetter. Sofort Abfangstuerme entgegenschicken und den Regenbeschuss wieder aufnehmen!" Kurz darauf peitscht es gegen mein Zelt, das mitterlweile auch fast wegfliegt... (hab n nettes Video davon gemacht ;-) )
So, den Tunnel hatte ich jetzt auch ueberlebt. Ohne das Gaswarnungsschild waer es nicht halb so spannend gewesen, aber so heize ich mit nem fast 30er Schnitt dadurch und brauche nur ne knappe 1/4 Stunde fuer die 7600m. Ich bilde mir ein einen leichten Druck auf der Lunge zu spueren und Kopfschmerzen zu bekommen, aber nach Abgasen stinken so Tunnel immer und ich vermute eher, dass Aufregung und Anstrengung verantwortlich sind. Die Tunnel hier sind aus dem rauhen Fels gebohrt und gesprengt, sehen also fast wie wilde Naturhoehlen statt Betonroehren aus. Sie sind schwach daemmrig gelb beleuchtet, aber die Lampen sind immer wieder ausgefallen, so dass man hunderte Meter durch pechschwarze Finsternis faehrt. Eigentlich kein Problem, wenn nicht das Tropfwasser immer mal wieder grosse Loecher in den Asphalt gegraben haette. Zwischendurch hoert man das Rauschen und Gluckern unterirdischer Wasserlaeufe, die auf eine in den Tunnel gespannte Plane prasseln und seitlich abfliessen.
Ich veranstalte ne James Bond maessige Raid auf die boesen kleinen Wettermaennchen und erschiesse sie alle. Also komm ich aus dem Berg zu Sonnenschein und Rueckenwind in einen wunderschoenen Fjord, ueber dessen Bergruecken immer wieder Stuecke des Gletschers hinausragen. Lustiges Faehrenhoppeln geht los: ein Schwung Autos, dann hab ich wieder 30km Strasse fuer mich allein. Ein paar Fahrer treff ich an jeder Faehre wieder und das macht schon fast den Eindruck einer Gruppenreise. Rockclimbers Paradise hier - eigentlich muesste ich ununterbrochen ne Camera mitlaufen lassen statt nur Fotos zu machen. But then again, in a way I'm doing just that. I doubt I'll ever forget the sights here.
Ist das geil in einem Land zu sein, das so voller Energie ist: Gezeitenstroeme, Brandung, Wasserfaelle, Stuerme,... aber auch die Landschaft selbst ist so brutal und wild gebrochen aus Felsen - das ist Kraft. Ich denke viel ueber den Entwurf autarker Haeuser nach. Hier machen sies fast standardmaessig: du brauchst fliessend Wasser? Installier nen Schlauch in den Wasserfall hinterm Haus. Strom? Pack nen Wasserfall komplett in die Roehre. Dazu grasgedeckte Daecher und rote Holzwaende und das Haus ist praktisch nicht existent. Korrekt! Rein in den naechsten Tunnel bei Regen, 3km spaeter raus in die Sonne. Faehre um 10min verpasst, also 2 Stunden chillen. Das wird meine Polarkreisueberquerung Richtung Sueden - diesmal also aufm Wasser. Ich beobachte die Unterhaltung der beiden, die hier arbeiten. Beide so 20-25 Jahre alt. Sie hip, trendy, sexy and knows it. Mit gut sichtbarem String unter weisser Hose. Er der ruhige, pummelige, schluffige Typ. Schlabbriges t-shirt und kaum Koerperspannung. Die Interaktion spricht Baende. Manche Dinge sind wohl immer gleich, egal welches Land oder welche Sprache...
Ich komm von der Faehre als ich aus nem fahrenden Campingbulli das Angebot bekomme samt Fahrrad n Stueckchen mitgenommen zu werden. Ich lehne selbstredend dankend ab. Zwei Stunden spaeter steht derselbe Bulli am Strassenrand und ich bin zum Essen und Rotwein (eigenhaendig aus Portugal angekarrt) eingeladen. Wolfgang ist evangelischer Priester aus Muenster und hervorragender Gespraechspartner. So filosofieren wir denn ein paar gemuetliche Stuendchen. Zwischendrin kommt ein weiterer Wolfgang auf dem Fahrrad die Steigung hochmalocht. Er hat in Berlin eine Firma (www.cs-video.de) und filmt ein Interview mit meinem Gastgeber und mir, welches er spaeter auf DvD produzieren und privat vertreiben will. Er hat news, was meine Norweger Verfolgungsjagd angeht: 100km und es sind nur noch die drei Maenner.
Ich fahr noch 30km (ja, es wird wieder spaet). Scheuche einen Fuchs auf, den ich diesmal fast auf Foto erwischt haette - scheue Viecher. Fahr drei km Tunnel und komm auf der anderen Seite in zauberhafte "Fjord Magic" wie es hier genannt wird. Ein Regenbogen von solcher Intensitaet, wie ich es vorher noch nie gesehen habe. Komplett von Boden zu Boden mit parallel verlaufendem, schwaecheren Zweitbogen. Danach huellen mich die Wolken ein und ich werde gruendlich nass - aber selbst das ist diesmal ein Erlebnis, da der Nebel durch die Mitternachtssonne fantastisch rosa-rot leuchtet. What a truly divine day!
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