2004-06-27

Norway

Auf der ersten Faehre treffe ich ein deutsches Radfahrerpaerchen, die sind aber richtiggehend unfreundlich und von der "leave me alone" Faktion. Trotz allem sind wir Radreisenden immer noch zu wenige, als das wir einen repraesentativen Querschnitt durch die Gesellschaft bilden wuerden und so sind alle irgendwie exotische Unikate. Dennoch gibt es in meinen Augen wenigstens drei Kategorien, denen alle mehr oder weniger angehoeren: Die "Equipment Fetischisten". Fuer die ist die Ausruestung bereits mehr als die halbe Tour und bevor sie einen Blick auf dich werfen checken sie dein Fahrrad. Einem solchen bin ich mal begegnet und er bemitleidete mich wegen meines no-name bikes - bis er dann herausfand, dass meines von derselben Firma wie sein eigenes und sogar der grosse Bruder davon war. Ich habe nur alle Logos abgeknibbelt. Peinlich. Dann gibt es die "Sportler". Fuer sie zaehlt nur wieviele km heute und wieviel km/h? Mit solchen ist es schwierig ins Gespraech zu kommen, da sie bestenfalls gruessen und dann mit angestrengt verkniffenem Gesicht weitermalochen - gabs heute 4 von in Gegenrichtung. Und zuletzt gibt es die "leave me alones". Diese halten sich mit ihrer Radreise und Route fuer etwas ganz besonderes und jeder weitere Radfahrer schmaelert also den Ruhm und die Einzigartigkeit, besonders wenn, Gott bewahre!, der andere schon weiter herumgekommen ist. Diese haetten dich am liebsten gar nicht gesehen. Aber egal, im grossen und ganzen sind alle ueberaus korrekt und ich freu mich in jedem weiteren Radler einen Auofahrer weniger zu sehen.

Die beiden heute versaege ich dann also besser ganz schnell, nur leider steht 17km spaeter die naechste Faehre an, die ich um eine Minute verpasse, so dass die beiden wieder aufholen. So wie sie ihre Kette von einem Gang in den naechsten bricht muss ich mir aber wohl keine Gedanken machen die noch einmal zu treffen - lange ueberlebt das keine Schaltung. Ich vertue mich etwas und erwarte nach dieser zweiten Faehre die dritte hinter jeden Kurve. Ich hatte aber den Plan falsch im Kopf, und so fahre ich 62km mit nem 23km/h Schnitt ohne ein einziges Mal anzuhalten, bis ich endlich tatsaechlich den naechsten Anleger erreiche. Lohn der Muehe ist perfektes Timing aufs Schiff und der voellig entgeistert, unglaeubige Blick zweier Motorradfahrer, die ich auf der letzten Faehre schon traf, und die mich hier noch nicht erwartet haetten.

Nach der Ueberfahrt wird die Landschaft und das Wetter noch einmal wunderschoen - nicht mehr das offene Meer, sondern verschlungene steile Taeler, teils mit Suess, teils mit Salzwasser gefuellt. BTW: Wo ist Steuerbord bei einer Faehre, die symmetrisch ist, in beide Richtungen faehrt und waehrend der Ueberfahrt 3 mal an kleinen Inseln anlegt - jedesmal in anderer Ausrichtung, je nachdem ob gerade zu-oder entladen wird?

...Und wieder schaff ichs nicht frueh ins Bett - obwohl ich bereits um 2130Uhr fertig bin mit Lageraufbau und Essen. Der Grund? Margaret und Frank, ein Ehepaar aus Grossbritannien, die mit ihrem Camper hier sind und mit denen ich endlich mein Buch tauschen kann - und stundenlang zusammensitzen und quatschen. Frank war nach dem Krieg in Forschung mit elektromagnetischer Stealth Technik involviert und kann mir mehr ueber die Satellitenbilder und Luftaufnahmen erzaehlen, mit denen ich beruflich zu tun hatte, als ich ihm. Ausserdem touren die beiden schon seit Monaten und wir Kurzurlauber haben uns immer was zu erzaehlen ;-)

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