2004-07-05

Norway

Warnung: Wenn schon die Norweger einen Berg Rauberg nennen, Fahrzeuge von mehr als 6m Laenge verbieten und sogar auf einer 1:1.500.000 Touristenkarte Serpentinen angedeutet sind, geht einiges. Das muss eine der anstrengendsten Aktionen meines Lebens gewesen sein. Auf 1000m Hoehe (Start heute auf ~300) erwischt mich der erste Platzregen und verwandelt die bukelig sandige Schotterpiste in Schmierseife. Mein Tacho zeigt Steigungen zwischen 12 und 16 Prozent. Wiegetritt ist unmoeglich, sobald ich meinen Arsch aus dem Sattel hebe dreht das Hinterrad durch. In Kurven mit bis zu 21 Prozent Steigung ist Fahren schlichtweg unmoeglich und ich muss das erste Mal auf Tour bergauf schieben. Aber: am Ende des Tages habe ich von 28km nur 1 geschoben.

Natuerlich habe ich wieder mehrere Kg Nahrung an Bord fuer zwei Tage. Ab 1500m Hoehe regnet es durchgehend bei 7C. Es kommen keine Autos mehr hoch, nur noch Leute mit Skiern und Snowboards auf dem Dach nach unten. Auf 1660m sind es noch 5C und es hagelt. Ab 1800m klebt Eis an meinen nackten Knien und es schneit bei 3C. Das Blut rauscht mir in den Ohren, die Lungen sind kurz vorm Explodieren und ich muss immer wieder stehenbleiben um meinen Puls unter 300 zu halten. Ich stehe 100m vor der Berghuette und kann das Gebaeude in der grauen Bruehe nicht sehen. Dort drinnen sitze ich schliesslich gemuetlich und waerme auf. Von draussen kommen klatschnasse Leute in Gamaschen und Steigeisen rein mit 60m Seilen ueber der Schulter. Mir wurde gesagt ich koenne alleine zum Gipfel gehen, gleichzeitig aber dringend davon abgeraten. Bei gutem Wetter haette ich die Warnung ignoriert, aber bei 100m Sicht schliesse ich mich vielleicht doch besser ner guided Tour an.

Grrr! gerade als ich mein Zelt aufgebaut und eingerichtet habe kommt jemand und sagt mir ich duerfe hier nicht campen und solle verschwinden. Dabei hatte ich sowohl von der Moutstelle auf 1000m Hoehe als auch von der Rezeption hier oben das OK bekommen. Scheinbar habe ich irgendeinen Mindestabstand zur Strasse nicht eingehalten, der 150m betragen muss. Gar nicht so einfach, wenn man in klaren Momenten gerade mal 100m weit sehen kann - durch die Wolke hatte ich bisher nicht einmal gewusst, dass ich bereits bis auf 200m nahe an den Gletscher herangekommen war - und der ist normalerweise wirklich nicht zu uebersehen. Naja, wie auch immer, meine Politik in einer solchen Situation besagt klaglos zusammenzupacken und nen neuen Platz zu suchen. Immerhin bin ich der Gast.

Gesagt, getan - bei weiterhin 3C und Schneeregen. Beim zweiten Aufbau in dem riesigen Geroellfeld ist mein Zelt dann auch mal wieder voellig durchnaesst, meine Finger hoelzern erfroren und ich stehe viel unguenstiger als vorher: wenn heute Nacht der Wind so richtig loslegt gehts 1000m runter. Ich versuche meinen Nutella Ersatzstoff zu schmieren - aber das Zeug ist bretthart. "Bei Zimmertemperatur lagern" haha! Wie soll ich das denn machen?! Immerhin hab ich keine Probleme mit den "keep refrigerated" Sachen ;-)

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