Trotz eines bedrohlichen Himmels beim Aufstehen zeigt Frankreich sich von seiner sonnigen Seite. Als erstes steht die grosse Autobruecke bei St Nazaire auf dem Programm. Absolut zum Kotzen, wie eng, laut und ergo unentspannt es ist, als Radler ans andere Ufer zu kommen. Zum Glueck beschraenkt sich die Aussicht auf altbekannte Hotelfestungen, Hafenanlagen und sonstige Bebauung, so dass es nicht weiter bedauerlich ist, ausser einen Blick auf die imposanten Faerbungen des Ozeans nicht viel gesehen zu haben.
Waehrend wir bei unserem ueblichen Vernichtungszug gegen einen Liter Milch, zwei Packungen Muesli/Kellogs o.ae. nem Brot, nem Liter Saft etc sitzen, stuerzt eine alte Frau ueber die Unebenheiten des Gehwegs. Wir helfen ihr auf und wollen ihre behilflich sein, ihre stark blutende Wunde am Finger behandeln zu lassen oder ihr wenigstens einen Platz auf der Bank anbieten, aber die gute Frau steht unter Schock und stammelt etwas von sie wohne gleich um die Ecke. Das war echt mal ne ganz schoen krasse Nummer. Richtig uebel aufgerissener Finger.
Spaeter fragen wir uns, wie es ihr wohl ergangen ist und ob wir nicht doch besser auf einen Arzt bestehen haetten sollen. Sie wollte aber so und wir haetten sie ja kaum aufhalten koennen bzw wollen. Nach dem Schock sitzen wir noch ne Weile im Halbschatten und unter strahlend blauem Himmel und lesen. Spaeter machen wir _die_ Entdeckung: einen Radweg mit dem bezeichnenden Titel "Velocean". Entspanntes Pedalieren durch Strandviertel, Hafengelaende und Strandpromenaden. So will man das: Sonnenschein und Radweg. Da faellt mir noch etwas ein, was nicht ungewuerdigt bleiben soll: Vor dem Supermarkt verlor ich meine (Bike-)Handschuhe und eine freundliche Frau macht uns trotz sprachlicher Schwierigkeiten darauf aufmerksam. Danke.
Trotz der ausfuehrlichen Beschilderung des Radwegs verlieren wir ihn gegen Abend. Fehler. Oede, platte, kahle Landschaft mit kleinen Kanaelen in denen Wasserratten oder so hausen. Keine Chance auf einen ruhigen Platz fuer die Nacht. Daher sind wir froh ueber den altbewaehrten Camping Municipal. Unser Abendessen uebertrifft in seiner kulinarischen Rafinesse alles bisher dagewesene. Vorspeise: Tafel Schokolade. Hauptgang: Bunte Nudeln, reichlich Tomatensosse, Pilze mit Zwiebeln und Bohnen mit Zwiebeln gekocht und dann alles gebraten. Nachtisch: Tafel Schokolade.
Da Richi morgens beim Spuelen rumgezickt hat, muss er abends Zwiebeln etc schneiden. Die Demuetigung ist voll geglueckt, denn nach dem Zaehneputzen spaeter meinte er: "Ich musste Zwiebeln schneiden und habe total abgekrueppelt. Jeder hats gesehen und es war so peinlich, man hat nicht einmal einen Witz darueber gemacht". An dieser Stelle ist auch Richards Gute Nacht Lied festzuhalten: "Ich waer so gerne Soziologe und haett auch ein paar Joints". ( Anm. Soeren: Man stelle sich vor: stille Nacht, Dunkelheit, ploetzlich singt es aus dem Nebenzelt... ich hab mich gekringelt vor Lachen und jetzt beim Tippen noch einmal! )
Ein wichtiges Ergebnis des allabendlichen philosophischen Kreises ist der Titel von Richards Veroeffentlichung in spe: "How to safe the world in 5 easy steps and bake chocolate chip cookies".
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