Kann mir mal jemand sagen warum ich morgens um 0400Uhr aufwache mit dem Bild von Brian Adams im Kopf? Er sitzt mit hochrotem Kopf auf'm Plumpsklo und singt sein Lied: "Everything I do - I do it for you!" LOL! Obwohl ich seit Beginn der Tour sowieso die wildesten Gedankenquerschlaeger und Traeume habe. Irgendwo muessen die ganzen neuen Eindruecke wohl hin...
Meine in Rumaenien gekauften Batterien hielten genau fuer 1 Foto. Wuerd mal gerne wissen, wie lange die schon Ladenhueter waren. Normalerweise verkraftet ein Satz 250-300Bilder. Autos mit dem Kofferraum vorne sehen witzig aus, wenn zur Haelfte ein Fahrrad rausguckt. Die Dacias in Rumaenien werden hier durch Ladas abgeloest. Egal wie arm und heruntergekommen das Land oder die Gegend ist, die grossen Tankstellen sehen immer nagelneu und protzig aus. Mit den drei grossen Zivilisationsdrogen laesst sich scheinbar immer gut abzocken: Oel, Alkohol und Tabak. Go cold turkey - sprengt die Ketten! ;-)
Ich lieg wach im Zelt und warte darauf, dass der Regen aufhoert. Da starrt ploetzlich eine ganze Schar Kinder durch den Zelteingang herein. Gekicher und "Yes, yes!", "No, no!" - mehr Englisch scheint nicht drin zu sein. Und ja, ich putz mir auch die Zaehne, ja, ich trinke auch nur Wasser, ja, mein Fahrrad hat eine Klingel und ja, ich besitz auch eine Digitalkamera. So ploetzlich wie sie erschienen sind verschwinden sie auch wieder (Schule?). Stattdessen kommt Milan mit seiner kleinen Schwester Lousia. Die beiden haben frischen Kuchen fuer mich in einem Schuhkartondeckel und ein Englisch/Slowakisch Woerterbuch dabei. Die sind sowieso goldig, helfen mir beim Zeltabbau und sind an allem hoeflich distanziert interessiert. Sie traut sich gar nicht mich direkt anzusprechen sondern fluestert nur ihrem grossen Bruder zu, der dann "uebersetzt" - dabei scheint ihr Englisch sogar besser als seines. Ich fahre an dem sonntaeglichen Fussballmatch vorbei. Richtig amtlich, mit Trikots und allem Komfort. Ich schau ne Weile zu, sieht so aus, als wuerden die Schwarz/Weissen gewinnen - go Germany go! Meine Strasse wird immer kleiner, der Asphalt immer schlechter, dann das Aus an einem Wendehammer. Nicht ganz, ein Feldweg mit faustgrossen Schottersteinen fuehrt noch weiter - dazu auch noch in die richtige Richtung. Also ab dafuer denk ich mir, besser als 10km zurueck zur letzten Kreuzung ist es allemal. Der Weg wir immer steiler, immer schlechter. Die einzigen Menschen, denen ich begegne sind zwei Freaks in Tarnanzuegen, die Schiessuebungen machen. Dann tatsaechlich - Heureka! Zwei Schlagbaeume und ein Wohncontainer markieren die polnische Grenze. Nachdem ich den Beamten erstmal gefunden habe ist der Uebergang problemlos. Auf polnischer Seite ist der Weg noch schlechter, dafuer die Gegend noch schoener. Bewaldete Huegel und weit und breit keine Menschenseele. Es gibt keine Schilder, ausser Markierungen fuer Wanderer mit Entfernungsangaben in Stunden.
Gerade rechtzeitig zum einsetzenden Platzregen und Gewitter finde ich ne Biwakhuette und verkriech mich erstmal. Ich fahre 20km Umweg durch fantastisch dicht bewaldete Huegel und nen Nationalpark. Die Biwakhuette war kein Zufall - ueberall gibt es huebsch angelegte und sauber gepfelgte Plaetze fuer Wanderer und Wasserwanderer - aber auch wir Radnomaden freuen uns darueber ;-) Durch den Umweg komm ich schlussendlich auf die Hauptstrasse, die ich eigentlich meiden wollte. Doch hat sie einen gut fahrbaren Seitenstreifen und fuehrt vor allem durch die Staedte - ich fahr auf meiner letzten Handvoll Reis, brauche Geld, ne Dusche, ne Waschmaschine und ne Steckdose.
Den ganzen Tag ueber bietet der Himmel ein spektakulaeres Schauspiel mit dunklen Gewitterwolken, die golden umrandet von hinten angestrahlt sind, Regenboegen und dramatischen Blitzen. btw, wie fotografiert man so etwas (Martin?)? Meine Versuche Regenboegen, Sternenhimmel, Sonnenauf- und Untergaenge zu knipsen scheitern immer an Ueber- oder Unterbelichtung. Ich benutze ne Canon Powerhot A70 Digiknipse. Bei meiner abendlichen Lagerplatzsuche stosse ich zunaechst auf Oelfoerderanlagen mitten im Wald, bevor ich mich dann auf einer Wiese mit grandiosem Rundumblick ueber die umliegenden Dorfer und Berge niederlasse.
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